Eine Rezension von Michael Kolkmann
Der US-amerikanische Journalist Michael Wolff schließt vorliegend seine Trump-Trilogie, nachdem er bereits in „Feuer und Zorn“ und „Unter Beschuss“ das Innenleben der Trump-Administration beleuchtete: Auf Basis der letzten 77 Amtstage Trumps, zwischen der Wahl Joe Bidens zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten am 3. November 2020 und dessen Amtseinführung am 20. Januar 2021, bereitet er die Vorgeschichte des Sturms auf das US-Kapitol anhand von Insider-Berichten auf. Dabei werfe nicht erst jener Aufstand vom 6. Januar 2021, so unser Rezensent Michael Kolkmann, für politikwissenschaftliche Leser*innen vorliegend die Frage auf, inwiefern ein politischer Neuling wie Donald Trump das Amt der US-amerikanischen Präsidentschaft veränderte? Und inwieweit dieser in seinem Handeln von den Grenzen der Amtsausübung beeinflusst wurde? Dahinter trete die alte Debatte zutage, ob institutionelle Strukturen oder akteurstheoretische Bestimmungsfaktoren zentral für die Analyse von politischen Prozessen und Entscheidungen heranzuziehen sind. Wer zu all dem einmal eine Betrachterperspektive im Oval Office einnehmen möchte, dem empfiehlt Michael Kolkmann das Buch ergänzend zur aktuellen US-Berichterstattung zu den noch andauernden Untersuchungen des Aufstands. (tt)
David Shambaugh zeichnet anhand prägender Führungspersönlichkeiten ein Porträt der politischen Geschichte Chinas. Dabei legt er den Fokus auf geschichtliche Entwicklungen sowie auf die daraus resultierende Sozialisierung der jeweiligen chinesischen Staatschefs, dies sei für das Verständnis der jeweiligen Politik von Mao Zedong bis Xi Jinping zentral. Ihm gelinge, findet Vincent Wolff, aus dieser Perspektive eine nachdrückliche Analyse mit Ausblick auf die Zukunft, die ihresgleichen suche und Interesse wecke, der chinesischen Politik stärker zu folgen. (tt)
Eine Rezension von Rainer Lisowski
Rezensent Rainer Lisowski fasst die Vorstellungen des niederländischen Politikwissenschaftlers René Cuperus hinsichtlich der Gestalt der Europäischen Union folgendermaßen zusammen: „Ein lockendes, werbendes und begrenztes Europa – ja. Ein bestimmendes, festlegendes und ausuferndes Europa – nein.“ Dieser Gedanke durchziehe alle Kapitel des Bandes, in dem er einige Mythen zur EU widerlegt. 1. Eine immer weiter vertiefte Union sei niemals geplant gewesen. 2. Die EU sei keine Reaktion auf oder Lernerfahrung aus dem Zweiten Weltkrieg gewesen, sondern auf den Ersten. 3. Die Briten seien irrational, indem sie für den Brexit gestimmt haben, auch wenn es sie wirtschaftlich schwäche. 4. Die EU sei (und werde) kein souveränes Staatengebilde. 5. Die EU sei nicht Opfer eines anti-europäischen Populismus. 6. Es gäbe keine europäische Wertegemeinschaft. 7. Der Euro sei vielleicht keine so gute Idee. Beispielsweise gingen die Europäer*innen mehrheitlich davon aus, in einer europäischen Konföderation zu leben. Tatsächlich entwickle sich die Union aber zu einem EU-Staat. Eine vertiefte Union könne jedoch wie ein großes Belgien werden: permanent an der Grenze zur Selbstauflösung. Die schlechteste denkbare Entwicklung sei die einer schwachen, uneinigen EU in Brüssel, kombiniert mit geschwächten Nationalstaaten. Diese Warnung sei ernst zu nehmen. Daher und aufgrund der präzisen Beschreibung der Kritik sollte, so Lisowski, das Buch auf die Leseliste von EU-Seminaren gesetzt werden. (ste)
Foto: Susanne Jutzeler, Schweiz/ Pixabay
Die Redaktion des Portals für Politikwissenschaft verabschiedet sich in die Sommerpause.
Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern einen angenehmen Sommer.
Ab 22. August sind wir wieder für Sie da.
Über diese Suche wird der Zugang zur Annotierten Bibliografie der Politikwissenschaft eröffnet, zu finden sind über 40.000 Kurzrezensionen aus dem Zeitraum von 1996 bis 2016. Erfasst ist damit die politikwissenschaftlich relevante Fachliteratur mit deutscher ISBN. Die erweiterte Suche bietet die Möglichkeit, für die eigene Forschungstätigkeit gezielt zu bibliografieren. Zu zahlreichen ausgewählten Themen aus verschiedenen Politikbereichen sind außerdem Auswahlbibliografien zusammengestellt.
Eine Rezension von Eileen Böhringer
Grundrechte finden sich in nahezu allen Verfassungen. Auch in antiliberalen Staaten. Rosalind Dixon und David Landau erklären dies mit dem Phänomen „abusive constitutional borrowing“: Die Aneignung von demokratischen Institutionen und Ideen als Inspirations- und Legitimationsquelle ermögliche Antiliberalen und Autokraten, eigene Ziele zu erreichen. Im Zusammenspiel von Fallbeispielen sowie präzisen Typologisierungen gelingt beiden, so Eileen Böhringer, ein Grundlagenwerk für Rechts- und Politikwissenschaftler*innen im Bereich demokratischer Regression und Autoritarisierung. (tt)