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Horst Möller / Maurice Vaïsse (Hrsg.)

Willy Brandt und Frankreich

München: R. Oldenbourg Verlag 2005 (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Sondernummer); X, 287 S.; brosch., 49,80 €; ISBN 3-486-57649-6
Adenauer und de Gaulle, Schmidt und Giscard d’Estaing, Kohl und Mitterrand – aber Brandt? Auf ihn sei die typische Art der Betrachtung der deutsch-französischen Beziehungen, bei der die beiden führenden Staatsmänner als Paar zusammengefasst und/oder gegenüber gestellt werden, nicht anwendbar, schreiben die Herausgeber. Dennoch habe Brandt von 1966 bis 1974, erst als Außenminister der Großen Koalition und dann als Bundeskanzler, maßgeblich die deutsche Außenpolitik geprägt und Einfluss auf die deutsch-französischen Beziehungen genommen. In ihrem einleitenden Beitrag zeigt Helga Haftendorn, dass diese Beziehungen nicht nur im unmittelbaren Kontext zu Brandts Europapolitik standen. Die Politik der Einbindung Deutschlands in das westliche Europa sei zugleich das Fundament für seine Deutschland- und Ostpolitik gewesen. Sein langfristiges Ziel sei „ein einheitliches demokratisches und, wenn möglich, sozialdemokratisches Deutschland in einer europäischen Föderation“ (2) gewesen. Da Brandt erste Vorstellungen dazu bereits während seines Exils in Schweden entwickelte, setzen die Beiträge dieses Bandes vor 1966 an, zeigen seine Verbindung zur französischen sozialistischen Tradition sowie das Verhältnis zu Frankreich während der ersten Jahre der Bundesrepublik und während des Algerienkrieges. Anschließend analysieren deutsche und französische Autoren ausführlich Brandts Europa- und Frankreichpolitik im Spannungsverhältnis zu seiner Ostpolitik. Ein weiteres Kapitel ist der Zeit nach Brandts Rücktritt gewidmet, in der er sich als Politiker für den Frieden profilierte. Gefragt wird nach den Auswirkungen dieser Politik und denen des Endes des Kalten Krieges auf die deutsch-französischen Beziehungen. Der Band ist eine Gemeinschaftsarbeit des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und des „Institut d’Etudes Politiques“ der „Fondation Nationale des Sciences Politiques“ in Paris und das Ergebnis eines Kolloquiums. Aus dem Inhalt: Helga Haftendorn: Prolog: Transformation und Stabilität – Willy Brandt und die deutsche Außenpolitik (1-21) II. Willy Brandt und Frankreich vor 1966 Helga Grebing: Willy Brandt und die sozialistische Tradition in Frankreich (23-28) Einhart Lorenz: Willy Brandt, Frankreich und die Emigration (29-40) Cyril Buffet: Rapport sur l’homme au passé complexe Willy Brandt et la France (1948-1966) (41-74) Siegfried Heimann: Willy Brandt und Frankreich (1947-1966) (75-90) Jean-Paul Cahn: Willy Brandt und der Algerienkrieg: Vom zeitgemäßen Desinteresse zur parteipolitisch bedingten Instrumentalisierung (91-101) II. Die deutsch-französischen Beziehungen in der Regierungszeit Willy Brandts (1966-1974) Maurice Vaïsse: Die Gaulle et Willy Brandt: deux non-conformistes au pouvoir (103-114) Klaus Hildebrand: Willy Brandt, General de Gaulle und „la Grande Europe“ (115-120) Georges-Henri Soutou: Willy Brandt, Georges Pompidou et l’Ostpolitik (121-154 Hans-Peter Schwarz: Willy Brandt, Georges Pompidou und die Ostpolitik (155-166) Wilfried Loth: Willy Brandt, Georges Pompidou und die Entspannungspolitik (167-180) Katrin Rücker: Willy Brandt, Georges Pompidou et le sommet de La Haye en 1969 (181-198) Andreas Wilkens: Willy Brandt, die deutsch-französischen Beziehungen und die Europapolitik (1969-1974) (199-214) Edouard Husson: Willy Brandt et Jean Monnet (215-229) III. Willy Brandt, Frankreich und das Ende des Kalten Krieges Hélène Miard-Delacroix: Willy Brandt, Helmut Schmidt und François Mitterand. Vom Komitee gegen „Berufsverbote“ 1976 bis zum Streit um die Mittelstreckenraketen 1983 (231-246) Jacques Bariéty: François Mitterand, Willy Brandt et la réunification de l’Allemagne (1981-1990) (247-256) Ulrich Lappenküper: Willy Brandt, Frankreich und die Ost-West-Beziehungen (1974-1990) (257-278)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.21 | 4.22 | 2.313 | 2.61 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Horst Möller / Maurice Vaïsse (Hrsg.): Willy Brandt und Frankreich München: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/23810-willy-brandt-und-frankreich_27365, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 27365 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken