Skip to main content
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Wie Politik von Bürgern lernen kann. Potenziale politikbezogener Gesellschaftsberatung

Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung 2011; 221 S.; 25,- €; ISBN 978-3-86793-080-2
Im Mittelpunkt der neun Aufsätze des Sammelbandes steht die Frage, inwieweit die sich verändernden Teilhabebedürfnisse der Bürger in den politischen Prozess integrierbar sind, um so den stetigen Mitgliederschwund in den Parteien – und somit auch den Dialog der Bürger im Rahmen dieser wichtigen Institution – aufrechtzuerhalten. Kernelement des Bandes ist hierbei das Konzept der „politikbezogene[n] Gesellschaftsberatung“, bei der „der Bürger als Berater der Politik“ auftritt. Er soll dabei nicht kollektiv verbindliche Entscheidungen fällen, sondern „bei der Identifizierung von politischen Herausforderungen, der Abwägung von Lösungsalternativen sowie der Suche nach geeigneten Maßnahmen“ (8) behilflich sein, um sowohl die Entscheidungsfindung und die Akzeptanz zu erleichtern als auch die Qualität des Ergebnisses zu erhöhen. Der Bürger wird zum Experten im politischen Prozess heraufgestuft und bildet damit ein Gegengewicht zur stark kritisierten professionellen „Beraterrepublik“ (12). Schober und Römmele konstruieren auf Basis des Konzepts der deliberativen Demokratie Idealtypen von Gesellschaftsberatung. Grunden und Korte gehen auf die Vorteile und Hindernisse des Konzepts in Bezug auf beobachtbare Entwicklungen der Parteiendemokratie ein und kommen zum Schluss, dass die Parteien ihren internen Willensbildungsprozess verändern müssen, zum Beispiel durch Erweiterung um ein flexibles Mitgliederkonzept. Während Hierlemann, Wohlfahrt und Thies die Erfahrungen des BürgerForums, ein von der Bertelsmann und der Heinz Nixdorf Stiftung entwickeltes Verfahren der Bürgerbeteiligung, schildern, widmet sich Glaab dem Zusammenhang von Leadership und Gesellschaftsberatung. Natürlich darf auch das Internet als mögliche virtuelle Agora im Kontext von E-Partizipation nicht fehlen, wobei Novy und Kuhn betonen, dass es als ein „ergänzendes Medium“ (163) verstanden werden muss und nicht zum Allheilmittel taugt. Im letzten Beitrag resümieren Collet, Tillmann und Schwickert treffend, dass die Bürger heute somit stärker als „Stakeholder und Dialogpartner“ (213) betrachtet werden sollten und das Beteiligungsverfahren kein demokratischer Selbstzweck ist.
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 2.331 | 5.2 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wie Politik von Bürgern lernen kann. Gütersloh: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33142-wie-politik-von-buergern-lernen-kann_39605, veröffentlicht am 27.10.2011. Buch-Nr.: 39605 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken