Die Umweltpolitik bleibt nicht nur angesichts von Klimawandel und Atomausstieg ein brandaktuelles Thema, was auch die Literaturlage widerspiegelt. An einer umfassenden Analyse des Politikfeldes, hinausgehend über eine bloße Darstellung, mangelte es allerdings bis dato. Michael Böcher und Annette Elisabeth Töller fragen nun nicht nur nach dem „Was“ der Umweltpolitik, sondern ebenso nach dem „Warum“ einzelner Maßnahmen und ganzer Konzepte. Entsprechend ist der Band strukturiert: Nach der Bestimmung des zu erklärenden Phänomens und dessen Beschreibung anhand spezifischer Beispiele (Abfall‑ und Klimapolitik) geht es im Hauptteil des Buches um die Umweltpolitik in Deutschland, in erster Linie um deren Akteure und institutionellen Strukturen (Kapitel 4 und 5). Schließlich wird im letzten Kapitel ein eigener Erklärungsansatz entwickelt, von dem Autorenteam als „Ansatz eigendynamischer politischer Prozesse (AEP)“ bezeichnet. Dieser geht auf Überlegungen von Larry L. Kiser und Elinor Ostrom zurück und „begreift [...] das Zusammenspiel des Handelns von Akteuren mit den Einflüssen relevanter Institutionen als zentrale Erklärungsfaktoren“ (189). Diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu, gleichwohl lohnt es sich, sie für das Politikfeld Umwelt einmal konzeptionell zu durchdenken und, wie dies Böcher und Töller überzeugend tun, anzuwenden. So ist ein im Ganzen sehr ansprechendes, sowohl für Studierende als auch Kolleginnen und Kollegen der Fachwissenschaft gut nutzbares Überblickswerk entstanden. Allein für den Bereich der Landesumweltpolitik – und hier besonders für das Zusammenspiel der Ebenen Bund und Land – hätte man sich etwas tiefergehendere Ausführungen gewünscht. Aber dies ist im Rahmen einer solchen Querschnittsbetrachtung wohl nicht zu leisten.