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Timothy Garton Ash: Europa. Eine persönliche Geschichte

30.07.2023
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Autorenprofil
Dr. Michael Kolkmann
München, Carl Hanser Verlag 2023

Der renommierte britische Historiker Timothy Garton Ash hat mit „Europa. Eine persönliche Erinnerung" ein voluminöses Buch vorgelegt, das einer Art Lebenswerk gleichkommt. Anhand von kleinen Erzählungen und Gesprächen mit Protagonist*innen veranschaulicht der leidenschaftliche Europäer die großen Entwicklungen des Kontinents und schreibt so seine persönliche europäische Nachkriegsgeschichte. Rezensent Michael Kolkmann ist begeistert: Das Werk sei ein „kurzweiliges und vielschichtiges Lesevergnügen“ und zähle schon jetzt zu den „wichtigsten Sachbüchern“ des Jahres. (dk)


Eine Rezension von Michael Kolkmann

Als der britische Historiker Timothy Garton Ash am 15. Mai 2023 im Allianz-Forum in der Nähe des Brandenburger Tores sein neues, insgesamt elftes, Buch „Europa. Eine persönliche Erinnerung“ vorstellte, bemerkte er schmunzelnd, dass er an diesem Buch „nur 50 Jahre gearbeitet“ habe. Zu Beginn des Buches zitiert Garton Ash aus den Tagebüchern Leo Tolstois: „Eine wirkliche, wahre Geschichte über das Europa unseres Jahrhunderts zu schreiben, das wäre ein Ziel fürs ganze Leben“ (8). Und in der Tat macht dieses voluminöse Buch den Eindruck, eine Art Lebenswerk Garton Ashs zu sein, da es zahlreiche Aspekte berührt, mit denen er sich seit mehreren Jahrzehnten auseinandersetzt. Einem breiten Publikum wurde der 1955 geborene Autor durch seine im Herbst 1990 erschienene Aufsatzsammlung „Ein Jahrhundert wird abgewählt“ bekannt, in der er seine Erfahrungen als journalistischer und wissenschaftlicher Beobachter in den 1980er-Jahren in den Ländern Mittel- und Osteuropas zusammenfasste. Seit vielen Jahren ist er mittlerweile Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und inzwischen auch Senior Fellow der Hoover Institution an der kalifornischen Stanford University.

In „Europa“ thematisiert der Autor die großen Ereignisse und Entwicklungen der europäischen Nachkriegsgeschichte. Kleine persönliche Geschichten helfen dabei, die große Geschichte der europäischen Einigung (und ihre aktuellen Herausforderungen) zu erklären. Der Untertitel des Werkes lautet: „Eine persönliche Geschichte“, und Garton Ash betont: „Es ist keine Autobiografie. Vielmehr ist es eine Geschichte, die durch persönliche Erinnerungen veranschaulicht wird“ (16). Dabei stützt er sich auf seine Tagebücher, Notizhefte, Fotos, Erinnerungen, Lektüren, Beobachtungen und Gespräche aus dem letzten halben Jahrhundert, aber auch auf die Erinnerungen anderer: „Wenn ich also von ‚persönlicher‘ Geschichte spreche, meine ich nicht nur ‚meine eigene‘, sondern die Geschichte, wie sie von einzelnen Menschen erlebt und durch ihre Geschichten exemplifiziert wurde“ (16). Und er fährt fort: „Ich zitiere aus meinen Gesprächen mit führenden europäischen Politikern, wenn dies zur Erhellung der Geschichte beiträgt, aber auch aus vielen Begegnungen mit sogenannten einfachen Leuten, die oft viel bemerkenswertere Menschen sind als ihre Politiker“ (16).

Garton Ash fokussiert sich auf die Europäische Union, macht aber immer wieder deutlich, dass Europa mehr ist als dieses bekannte System sui generis. Mit großen, ja größten Erwartungen macht man sich an die Lektüre des Buches – und wird nicht enttäuscht. Schon jetzt kann das Buch zu den wichtigsten Sachbüchern des laufenden Jahres gezählt werden. Denn „Europa“ ist ein sehr kluges, kurzweiliges, bisweilen ironisches Buch, dessen Argumentation immer aber von einer großen Sympathie für die Einigungsbewegung auf dem europäischen Kontinent geprägt ist. In einem Gespräch mit dem SPIEGEL bezeichnete sich Garton Ash jüngst als den „europäischsten Briten, den es gibt“. Bei der erwähnten Veranstaltung in Berlin betonte er, wie schmerzlich der Verlust der Unionsbürgerschaft für ihn sei.

Garton Ash unternimmt in seinem Buch den Versuch, das moderne Europa in gleich zweierlei Hinsicht zu vermessen. Zum einen räumlich: So berichtet er von seiner Teilnahme an den Protestaktionen der Solidarność in Polen zu Beginn der 1980er Jahre, er sitzt mit zeitgenössischen Schriftsteller*innen, aber auch einfachen Bürger*innen im Café, er berichtet von langen Diskussionen mit Vaclav Havel in Prag und Boris Geremek in Warschau, er besucht das Orakel von Delphi und den Ort Ceuta, die spanische Enklave an der Nordspitze Afrikas. Zudem erzählt er von Aufenthalten auf Kreta und in Bayern, in Westberlin und in Frankreich. Zitiert werden dabei so unterschiedliche Autor*innen und Beobachter*innen wie Hannah Arendt und Mao Zedong, Alan J. P. Taylor und Otto von Bismarck, William Faulkner und Herta Müller, Hans Magnus Enzensberger und Jürgen Habermas. Zum anderen erfolgt diese Vermessung in zeitlicher Hinsicht: Garton Ash beginnt mit dem Zweiten Weltkrieg und arbeitet sich in fünf großen Kapiteln bis in die Gegenwart vor. Im Abschnitt „Zerstört“ geht es um das Jahr 1945, im Kapitel „Geteilt“ um die Jahre 1961 bis 1979, in der Passage „Aufstrebend“ um die Jahre 1980 bis 1989, anschließend in „Triumphierend“ um den Zeitraum von 1990 bis 2007 und schließlich in „Taumelnd“ um die jüngste Phase europäischer Geschichte seit 2008. Die großen Krisen der vergangenen Jahre, die Terroranschläge von 9/11 und die Weltfinanzkrise, die Flüchtlingskrise und die Covid-19-Pandemie, der Brexit und die Eurokrise, finden ihre Berücksichtigung. Und immer wieder ist die Ukraine Thema: im Jahr 2004 mit der Orangenen Revolution, in den Jahren 2013/14 mit dem Euro-Maidan und der Annexion der Krim und den Auseinandersetzungen im Osten des Landes sowie ganz aktuell mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die gesamte Ukraine ab 2022. Zeitlich endet das Buch im Herbst des vergangenen Jahres. Trotz dieser Großkapitel geht der Autor nicht chronologisch vor, sondern präsentiert eine gut begründete und nachvollziehbare Schwerpunktsetzung entlang zentraler Themen der europäischen Politik.

Ohne dass Garton Ash es explizit herausstellt, findet sich in dem Buch eine klassisch politikwissenschaftliche Zugangsweise zu seinem Untersuchungsgegenstand, nämlich die Verbindung von akteurstheoretischen Ansätzen mit strukturellen beziehungsweise institutionellen Aspekten. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wer ist für Politik (Garton Ash würde vermutlich ergänzen: und für Geschichte) verantwortlich? Sind es die Akteure mit ihren Handlungsorientierungen? Oder sind diese maßgeblich von den sie umgebenden Strukturen geprägt? Als eindringliches Beispiel dient ihm der Prozess rund um den Mauerfall und den Weg zur deutschen Einheit, in dem er das Wirken von Politikern wie Michail Gorbatschow, George H. W. Bush oder Helmut Kohl hervorhebt. Aber neben den staatlichen Akteuren nimmt Garton Ash auch zivilgesellschaftliche Akteure in den Blick, etwa die polnische Solidarność mit Lech Wałęsa oder die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei mit dem bereits erwähnten Vaclav Havel. An einer Stelle hält Garton Ash mit Blick auf die Ukraine fest: „Einmal mehr zeigte sich, welche zentrale Rolle der Einzelne in der Geschichte spielt“ (403) und meint damit den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, denn: „Vor dem 24. Februar hatte fast jeder außerhalb der Ukraine geglaubt, dass Putin im Falle einer groß angelegten Invasion einen schnellen militärischen Sieg erringen würde, selbst wenn Russland anschließend würde feststellen müssen, dass das besetzte Land unregierbar wäre“ (ebenda). Auch Carl Bildt und Manuel Barroso, Jacques Delors und Javier Solana, Helmut Schmidt, Valery Giscard d’Estaing sowie Erich Honecker zählen zu den politischen Akteuren, über deren Gespräche mit Garton Ash eben jener hier berichtet.

Zum Einstieg seiner persönlichen Erzählung europäischer Geschichte und Gegenwart begibt sich der Autor auf die Spuren seines Vaters John, der 1944 die Landung der Alliierten in der Normandie miterlebte und später auch in Deutschland stationiert war. Dazu reist der Sohn in das niedersächsische Dorf Westen an der Aller, in dem sein Vater als 26-jähriger Armeeoffizier seine Zeit verbrachte, wie bis heute erhaltene Fotos aus dem Juni 1945 zeigen. „Persönliche Erinnerungen, angefangen mit denen an die Hölle, die sich die Europäer auf Erden geschaffen haben, gehören zu den stärksten Triebkräften für alles, was Europa seit 1945 getan hat und geworden ist“ (42), betont der Autor. Er nennt dies den „Erinnerungsmotor“ (ebenda) und warnt davor, die Geschichte Nachkriegseuropas in ein Märchen zu verwandeln, „in dem weise, tugendhafte Helden aus ihren Erfahrungen mit der Hölle lernen und daraus dann den Himmel schaffen. Die wahre Geschichte ist voll von Staaten, die ihre nationalen Interessen verfolgen, von zerfallenden Imperien, hinterhältigen Machtspielen, einem mit harten Bandagen kämpfenden Wirtschaftslobbyismus, diplomatischen Kompromissen, persönlichen Ambitionen und nicht zuletzt dem historischen Glück“ (45). Im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts „hatten wir zum ersten Mal eine Generation von Europäern, die nichts anderes kannte als ein friedliches, freies Europa, das hauptsächlich aus liberalen Demokratien bestand. Kein Wunder, dass ihnen das selbstverständlich erschien“ (45). Ausnahmen, so Garton Ash, seien jene Menschen gewesen, die im ehemaligen Jugoslawien, in Belarus oder Russland aufgewachsen waren. Für die Zeit seit den 1980er-Jahren präsentiert Garton Ash eine ausführliche Betrachtung der Balkankriege sowie der Transformationsprozesse in den Ländern Mittel- und Osteuropas in ihren politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Dimensionen.

Mit Blick auf die europäische Politik der vergangenen zwei Jahrzehnte ist „Hybris“ ein zentraler Begriff des Buches. Nach der erfolgreichen Einführung des Euro und der gelungenen großen Osterweiterung gab es sogar schon konkrete Pläne für eine Verfassung der Europäischen Union. „Weil alles so lange so gut gegangen ist“, so Garton Ash bei der Buchpräsentation in Berlin, „dachten wir, dass es so immer weitergehen würde“. Dann folgte 2008 mit dem Krieg Russlands in Georgien (als Auftakt einer Reihe russischer Aggressionen, die auch noch die Ukraine treffen sollten) sowie mit der Wirtschafts- und Finanzkrise eine Doppelkrise. Auch die Entwicklung Ungarns unter Viktor Orbán (den Garton Ash 1988 in Budapest zum ersten Mal traf, als dieser noch ein feuriger Studentenführer war und sich gegen das bereits verfallende kommunistische Regime des Landes stellte) zu einem „Potemkin’schen Staat“ (371) ist Thema dieses Abschnitts. Mit diesem Begriff bezeichnet Garton Ash die Bemühungen führender Fidesz-Vertreter*innen, rechtliche Konstruktionen zu finden, die europarechtskonform erscheinen, während die Realität hinter der Fassade eine ganz andere war und ist. Ähnlich ausführlich werden die aktuellen Entwicklungen in Polen berücksichtigt. Ein weiterer Fokus liegt natürlich auf dem Brexit, bei dem Garton Ash zwischen nachvollziehbaren Gefühlen und Erfahrungen vieler Brit*innen und einem darauf aufbauenden politischen Narrativ seitens einflussreicher politischer Akteure in Großbritannien unterscheidet. Ebenso differenziert er zwischen wirtschaftlichen Aspekten und politischen Überzeugungen (vergleiche 348 ff.) Mit klaren Worten geißelt er den „Populismus mit Oxford-Akzent“ von Dominic Cummings, Nigel Farage und ihren Brexit-„Krawallbrüdern“ (357).

Später verwendet der Autor mit Blick auf die Entwicklungen in den genannten Ländern sogar den Begriff der „Polykrise“ (308), die sich dadurch auszeichne, dass jede negative Entwicklung eine andere Negativentwicklung sogar noch weiter verstärke. Auf die Frage, was er den heutigen europäischen Akteuren raten würde, antwortete Garton Ash mit dem Motto eines großen US-amerikanischen Sportartikelherstellers: „Just Do It!“. Statt große institutionelle Grundsatzdebatten zu führen, sollten die EU sowie ihre Institutionen und politischen Akteure einfach Tag für Tag ganz unspektakulär „liefern“. Viele Herausforderungen der heutigen EU ließen sich, so der Autor, mit Václav Havel (in einer Rede im Jahre 1999 vor der französischen Nationalversammlung, in der er bei aller Kritik die Fortschritte bei der europäischen Einigung durch den Maastrichter Vertrag lobte) wie folgt illustrieren: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, als sei das Ganze eine Zugfahrt, die früher, zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen begonnen hat und die einfach weitergeht, ohne neue Energie, neue geistige Impulse, einen erneuerten Sinn für die Richtung und das Ziel der Reise zu bekommen“ (223). Garton Ash sekundiert: „Diese Union spricht den Kopf stärker an als das Herz“ (ebenda.) und plädiert für eine offensivere, positivere politische Kommunikation: „Was die meisten Europäer vom politischen Prozess in Brüssel mitbekommen, hat […] die Dramatik einer Gebrauchsanweisung für Geschirrspülmaschinen“ (82).

Mehrfach werde die Identifikation dadurch erschwert, dass Europa nicht an einer trennscharfen Linie ende, sondern eher an den Rändern verschwimmt. Wer vermag zu sagen, wo noch „Europa“ ist und wo nicht mehr? „Identität ist eine Mischung aus Karten, die wir bekommen haben, und dem, was wir daraus machen. Sie ist auch eine Mischung aus dem, wie wir uns selbst sehen und wie andere uns sehen“ (17).

Garton Ash schlägt zur besseren Verständlichkeit das Modell von vier verschiedenen Europas vor (vergleiche 58): ein geografisches (wie und wo auch immer man seine Grenzen mag), ein „historisches Kerneuropa“ (60), ein „Europa der Kultur und der Werte“ (61) sowie ein Europa der „institutionellen Organisation“, womit nicht nur die EU, sondern auch der Europarat und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sowie zum Beispiel die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa gemeint sind („Euromess“ nannte die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright das Überlappen der vielfältigen europäischen Institutionen, vergleiche 63). Auf der Veranstaltung in Berlin ergänzte er diesen Katalog durch ein fünftes Europa: Ein Europa der persönlichen Erfahrungen und Begegnungen, die dazu führen, dass man sich auch in anderen EU-Mitgliedsländern „im Ausland zuhause“ (ursprünglich eine Wendung von Kalypso Nicolaïdis, vergleiche 72) fühle. Europa ist für Ash ein „Gesamtkunstwerk“ (71), ein „Kaleidoteppich“ (72), also eine Mischung aus Kaleidoskop und Wandteppich. Letzterer wird von vielen Händen bearbeitet, um ein einziges, einzigartiges Bild zu schaffen; doch immer wieder tauchten dieselben bunten Elemente in neuen Kombinationen auf.

In Anlehnung an Churchill formuliert Ash abschließend, „dass dies das denkbar schlechteste Europa ist, abgesehen von allen anderen Europas, an denen man sich von Zeit zu Zeit versucht hat“ (427). Wir brauchen, so der Autor, in den Worten des italienischen Kommunisten und Theoretikers Antonio Gramsci einen „Pessismus des Verstandes, einen Optimismus des Willens“ (426). Das Ergebnis ist ein trotz (oder gerade wegen) des beträchtlichen Umfangs äußerst kurzweiliges und vielschichtiges Lesevergnügen, das allen zu empfehlen ist, die sich näher und tiefer mit den historischen Hintergründen heutiger politischer Ereignisse und Prozesse befassen möchten. Dass Garton Ash in seine Darstellung spannende und mitunter unterhaltsame persönliche Erinnerungen und Einschätzungen einfließen lässt, macht das Buch, um im Duktus im EU-Sprech zu bleiben, zu einem Buch sui generis.

 

CC-BY-NC-SA
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