Skip to main content
Christoph Butterwegge

Rechtsextremismus

Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2002 (Herder Spektrum 5229); 191 S.; kart., 9,90 €; ISBN 3-451-05229-6
Der Autor, Professor für Politikwissenschaft der Universität Köln und Mitglied der Forschungsstelle für interkulturelle Studien, möchte mit seiner Studie eine allgemein verständliche Darstellung des gegenwärtigen Diskussionsstandes über den Rechtsextremismus geben, die neben dem - üblicherweise behandelten - organisierten Rechtsextremismus besonders dessen ideologische Grundlagen berücksichtigt und darüber hinaus auch auf "den in diesem Zusammenhang unterschätzten Prozess der Globalisierung" eingeht (9). Nach einer Erläuterung terminologischer Fragen stellt Butterwegge zunächst typische Handlungsfelder rechtsextremistischer Gruppen und Organisationen vor, wobei der ostdeutschen Spielart ein eigenes Kapitel gewidmet ist. In der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Erklärungsangeboten votiert der Autor für ein Modell, "das die folgenden Faktoren für (Standort-)Nationalismus, Rassismus und rechte Gewalt verantwortlich macht: die Konkurrenz als Triebkraft des kapitalistischen Wirtschaftssystems, die Globalisierung, präziser gesagt: die neoliberale Modernisierung nicht nur des Wohlfahrtsstaates, sondern fast aller Bereiche der Gesellschaft sowie bestimmte Erblasten der politischen Kultur" (120). Auf dieser Linie diskutiert er abschließend mögliche Gegenstrategien, die primär "in der Mitte der Gesellschaft" ansetzen sollten. Aus dem Inhalt: 2. Erscheinungsformen, Bestandteile und Handlungsfelder des Rechtsextremismus; 3. Rechtsextremismus in Ostdeutschland vor und nach der Vereinigung; 4. Entstehungsursachen von Rechtsextremismus in der Diskussion: Rand(gruppen)problem oder Phänomen der gesellschaftlichen Mitte? Rechtsextremismus in der Nachkriegszeit: "historisches Auslaufmodell" oder "jugendliches Rowdytum"?; Rechtsextremismus als "Normalisierung" im Vergleich mit anderen westlichen Demokratien; Die Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus durch die Extremismustheorie; Rassistisch motivierte Jugendgewalt als Desintegrationsphänomen der "Risikogesellschaft"?; "Protestwähler", "Jugendprotest" und "Protestbewegung" - Rechtsextremismus als Nebenfolge gesellschaftlicher Benachteiligung?; Linke Lehrer und rechte Schüler: Gewalt als Produkt fehlender oder falscher Erziehung? 5. Konkurrenzverhältnisse und politische (Un-)Kultur als Schlüsselfaktoren zur Erklärung des gegenwärtigen Rechtsextremismus: Globalisierung, neoliberale Modernisierung und Entsolidarisierung; Einflüsse der politischen Kultur auf den Rechtsextremismus in Deutschland bis zur DDR-"Wende"; Von der Vereinigungseuphorie zur Globalisierungshysterie: deutscher Nationalismus im Wandel; Zuwanderung, Leitkultur und Nationalstolz; Ausdifferenzierung des Rechtsextremismus im Zeichen der Globalisierung. 6. Gegenstrategien: Rechtsextremismus als Herausforderung für Politik und (Sozial-)Pädagogik: Das NPD-Verbot in der Diskussion: Repression als geeignetes Mittel gegen den organisierten Rechtsextremismus?; Möglichkeiten und Grenzen der "akzeptierenden Jugendarbeit" mit rechten Cliquen; Irrwege und Sackgassen politischer Bildungsarbeit im Kampf gegen den (Alltags-)Rassismus.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.37 | 2.35 | 2.331 | 2.313 | 2.314 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Christoph Butterwegge: Rechtsextremismus Freiburg i. Br./Basel/Wien: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16562-rechtsextremismus_19023, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19023 Rezension drucken