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Guy Lachapelle / Philippe J. Maarek (Hrsg.)

Political Parties in the Digital Age. The Impact of New Technologies in Politics

Berlin: De Gruyter/Oldenbourg 2015; VI, 181 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-11-040408-1
Internetauftritte von Politikern wirken meist irgendwie hölzern. Vor diesem Hintergrund – wenngleich er auch bloß von sehr subjektiv eingefärbter Evidenz sein mag – leuchtet es ein, wenn die Herausgeber in ihrer Einleitung die Frage aufwerfen, ob das Internet beziehungsweise Social Media und der digitale Wandel für die politischen Parteien eher Chance oder Bedrohung darstellen. Mit Blick auf die Bundestagswahl von 2013 untersuchen Reimar Zeh und Christina Holtz‑Bacha, welche Rolle mediale Onlineangebote im Rahmen der Wahlentscheidung gespielt haben. Im Rahmen der Auswertung zweier Datensätze aus dem Angebot der German Longitudinal Election Studies kommen sie unter anderem zu dem Schluss, dass politische Parteien auf diversen Internet‑ und Social‑Media‑Kanälen mittlerweile sehr gut vertreten sind. Das führe jedoch nicht dazu, dass – quasi in Umgehung des klassischen Journalismus – sie Themen nach Belieben setzen könnten. Hinsichtlich der Auswirkung von Online‑Inhalten auf die Wahlbeteiligung sei der Befund weniger stark ausgeprägt. Jedoch lasse sich beobachten, dass ein intensiverer Zugriff auf Informationen aus dem Netz die Bereitschaft zur politischen Debatte ebenso stärke wie die, unabhängige Kandidaten zu unterstützen. Eine gänzlich andere, aber gegenwartsdiagnostisch nicht weniger wichtige Frage beleuchten David Deacon und Dominic Wring, wenn sie nach den Ursachen für die politischen Erfolge des Euroskeptizismus von UKIP fragen. Befeuert politische Onlinekommunikation den politischen Populismus? Ihrer Einschätzung nach hat es UKIP lange Zeit schwer gehabt, überhaupt von den etablierten Medien wahrgenommen zu werden. Am Rande des massenmedialen Spektrums fanden sich stattdessen Nischen, in denen etwa über die Person und den Hintergrund Nigel Farages berichtet wurde, jedoch nicht notwendigerweise über die Programmatik seiner Partei, die neben der Ablehnung der Europäischen Union vermehrt auch auf Immigrations‑ und Integrationsfragen setzt. Dass Onlinekommunikation in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle gespielt hat, finden Daecon und Wring hingegen nicht bestätigt. In der Summe, so stellt Philippe J. Maarek mit Blick auf die Situation in Frankreich fest, haben die Möglichkeiten der politischen Onlinekommunikation insbesondere die Personalisierung von Wahlaussagen und Wahlkämpfen signifikant erleichtert und vorangetrieben. Aus klassisch demokratietheoretischer Perspektive ist dies keine wirklich beruhigende Nachricht.
{LEM}
Rubrizierung: 2.222.612.642.662.3322.333 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Guy Lachapelle / Philippe J. Maarek (Hrsg.): Political Parties in the Digital Age. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39233-political-parties-in-the-digital-age_47678, veröffentlicht am 07.01.2016. Buch-Nr.: 47678 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken