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Georg Dufner

Partner im Kalten Krieg. Die politischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Chile

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 420 S.; kart., 43,- €; ISBN 978-3-593-50097-3
Diss. FU Berlin. – Die politikwissenschaftliche Erforschung der Außenpolitik der Bundesrepublik vor 1989 konzentrierte sich lange Zeit auf deren Positionierung im Kalten Krieg. Den Beziehungen zu jenen Staaten, die über verhältnismäßig wenig militärische und ökonomische Macht verfügten, wurde wenig Beachtung geschenkt. Zu diesen vermeintlich unwichtigen Staaten gehörten unter anderem Länder der sogenannten Dritten Welt. Georg Dufner widmet sich diesem vernachlässigten Forschungsfeld und will in seiner Untersuchung klären, „wie sich zentrale Felder der politischen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu Chile unter dem Einfluss staatlicher und nichtstaatlicher Akteure zwischen 1949 und 1980 entwickelten und dabei die Inhalte und Strategien behandeln“ (20 f.). Die Auswahl der Akteure (Parteien und politische Stiftungen, Interessenverbände, Kammern, Unternehmen, Kirchen, private Entwicklungshilfe, Gewerkschaften und NGOs) erfolgte vorrangig auf Grundlage exploratorischer Quellensichtung und der vorhandenen Sekundärliteratur. Für seine Untersuchung hat Dufner viel Archivarbeit geleistet und konstatiert, dass die Bundesrepublik und Chile „füreinander wechselseitig von besonderer Bedeutung“ (355) waren. Diese Bedeutung habe sich während der 1950er‑Jahren vorrangig auf den wirtschaftlichen Bereich konzentriert, sei seit den 1960er‑Jahren aber in zunehmendem Maße auch innerhalb des politischen Bereich, speziell beim Kampf gegen den Kommunismus, festzustellen. So finanzierten beispielsweise das deutsche Entwicklungsministerium, das Auswärtige Amt und auch Stiftungen soziale und Infrastrukturprojekte in Chile. Dennoch seien die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Chile wegen der Frage der diplomatischen Anerkennung der DDR, der finanziellen Fragen der chilenischen Auslandsschulen sowie des Konflikts um die deutschen Privatinteressen (Wirtschaft, Landbesitz) in Chile schwierig gewesen. Sie seien aber sogar nach Regierungsübernahme durch den sozialistischen Präsidenten Allende weiter fortgeführt geworden, verliefen nach den Befunden von Dufner aber wechselhaft und inkonsequent. Erst nach dem Militärputsch 1973 habe die Bundesrepublik eine zurückhaltende Wirtschaftspolitik verfolgt und die Entwicklungshilfe vollständig eingestellt. Vorrangig für die deutsche Seite kann Dufner diejenigen Personen und ihre entsprechenden Positionen bestimmen, die die Beziehungen zu Chile maßgeblich prägten und die bislang nicht bekannt waren.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.214.222.3132.654.44 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Georg Dufner: Partner im Kalten Krieg. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37376-partner-im-kalten-krieg_45534, veröffentlicht am 07.08.2014. Buch-Nr.: 45534 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken