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Bettina Gruber / Daniela Rippitsch (Hrsg.)

Modell Friedensregion Alpen-Adria? Lernerfahrungen aus einer europäischen Grenzregion. Beiträge in vier Sprachen: deutsch, english, italiano, slovensko

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2011 (Wochenschau Wissenschaft); 333 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-89974696-9
Aufgrund der besonderen geografischen Lage stießen bis in die 1990er-Jahre in der Region Alpen-Adria drei politisch, kulturell und sozial sehr verschiedene Länder aufeinander: das Nato-Mitgliedsland Italien, das westliche, aber militärisch neutrale Österreich und das sozialistische Jugoslawien. Dies barg Konfliktpotenziale, die nach Titos Tod in Jugoslawien in einem Krieg eskalierten und deren Auswirkungen noch heute in mehreren Bereichen spürbar sind. Von einer vollkommen befriedeten Region kann deshalb noch immer nicht gesprochen werden. Vor diesem Hintergrund ist es das erklärte Ziel der Herausgeber, „auf Basis der Erfahrungen der Sommer-Friedensuniversität sowie historischer und aktueller Entwicklungen im Alpen-Adria-Raum relevante Bereiche in Bezug auf Krieg, Gewalt, Konflikt und Frieden ins Zentrum zu rücken“ (15). Die Friedensuniversität ist ein Sommerakademie-Projekt der drei Universitäten Klagenfurt, Kopen und Udine und gleichzeitig Teil des EU-Programms ERASMUS – Life Long Learning. Bettina Gruber stellt in ihrem Beitrag zunächst die Idee der Friedensuniversität vor: Studierende der drei Hochschulen sollen sich inhaltlich mit Fragen von Krieg und Frieden auseinandersetzen, wobei der thematische Zugang mittels kultureller Faktoren im Vordergrund steht. Damit werden die Teilnehmer insbesondere für „die tief verankerten kulturellen Muster, die uns für Gewalt programmieren und [die] politischen und ökonomischen Handlungen und Entscheidungen zugrunde liegen“ (45), sensibilisiert. Neben der Analyse ging es auch um mögliche Gegenmaßnahmen und -strategien, etwa gewaltfreie Kommunikation, Konzepte der Multikulturalität und Vielsprachigkeit sowie Friedensjournalismus. Im Sammelband bekommen vor allem die angewandten pädagogischen Methoden sowie deren Einschätzung durch die Studierenden großen Raum. Hier soll nur auf zwei hingewiesen werden: Zum einen näherten sich die Studierenden über gezielt eingesetzte Projektarbeit ihrem friedenspolitischen Thema – u. a. durch empirische Befragungen, die Auskunft über Erinnerungskultur und Gedächtnispolitik gaben (Beitrag von Rippitsch) oder dem von Carina Kerle beschriebenen Kunstprojekt, bei dem mithilfe der bildnerischen Methode Konflikte gewaltlos und phantasievoll gelöst wurden; zum anderen fand die multilinguale Methode konsequente Anwendung – alle Teilnehmer sprechen und schreiben in ihrer Muttersprache. Englisch diente sowohl in der Sommerakademie als auch im Sammelband als Lingua Franca, um miteinander in Dialog treten zu können.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.5 | 4.41 | 2.61 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Bettina Gruber / Daniela Rippitsch (Hrsg.): Modell Friedensregion Alpen-Adria? Schwalbach/Ts.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34559-modell-friedensregion-alpen-adria_41514, veröffentlicht am 02.02.2012. Buch-Nr.: 41514 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken