Die Kulturwissenschaftlerin Huffschmid beschreibt das Mexiko der Gegenwart anhand charakteristischer Merkmale. Das Land ist für die Autorin nicht nur durch seine Vergangenheit, sondern durch die Spannungen und Probleme der Gegenwart gekennzeichnet. Eines davon ist die Mafia. Im Zusammenhang mit dem Drogenkrieg kamen im Jahr 2009 im Umkreis der Anderthalb-Millionenstadt Ciudad Juárez 2.635 Menschen ums Leben. Die Autorin kritisiert den rasanten Anstieg des Mordens und verweist auf seine ungeheure Brutalisierung. So würden Leichenteilte per Post verschickt, Foltervideos ins Netz gestellt und Tote demonstrativ an Brücken gehängt. Für Huffschmid ist Krieg das falsche Wort für diese Grausamkeiten, sie spricht stattdessen von einem Ausnahmezustand und einem neuen Typus von Terror. Ein weiteres Verbrechen sind die unaufgeklärten Frauenmorde. So sind in der Gegend seit 1993 4.000 junge Frauen verschwunden. Einige der gefundenen Leichen wiesen Spuren sexueller Folter auf. Die Bedeutung der Morde wurde von den örtlichen Behörden jahrelang heruntergespielt, schreibt Huffschmid. Dem Organisierten Verbrechen und der hohen Anzahl arbeitsloser Jugendlicher stehen die immer selbstbewusster auftretende indigene Zivilgesellschaft und die starken Frauen des Landes gegenüber. Die Autorin führte außerdem ein Gespräch mit der Vorsitzenden der Partei der Institutionellen Revolution Beatriz Paredes. Nach ihrer Wahlniederlage vor zehn Jahren erstrahlt die ehemalige Staatspartei heute in neuem Optimismus. Paredes betont, dass weibliche Führung in schwierigen Zeiten am besten zur Geltung komme. Ein weiteres Moment des Aufbruchs erkennt die Autorin in der Entwicklung der mexikanischen Kunst und Kulturszene. Diese würden sich seit der Jahrtausendwende von dem jahrzehntelang proklamierten kulturellen Nationalismus lösen und ihre Grenzen neu bestimmen.