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Jan Korte

Instrument Antikommunismus. Der Sonderfall Bundesrepublik

Berlin: Karl Dietz Verlag 2009; 125 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-320-02173-3
Mit diesem Buch verfolgt Korte, Politikwissenschaftler und Bundestagsabgeordneter für Die Linke, die Absicht, seine Partei ideologisch zu entlasten und als Bestandteil des Parteienspektrums einzuordnen. Dies geschieht über den Umweg einer Auseinandersetzung mit dem Antikommunismus in der frühen Bundesrepublik. Korte schreibt, dass während der Kanzlerschaft Adenauers der Antikommunismus zur „Staatsreligion“ (7) gemacht worden sei, die demokratische Entwicklung der Bundesrepublik sei dadurch beschädigt worden. Er fragt, warum der Antikommunismus „eine so große Kraft und Wirkung entfalten konnte“ (8). Im Mittelpunkt der Analyse steht der Antikommunismus als fester Bestandteil des Umgangs mit der NS-Vergangenheit in der frühen Bundesrepublik. Damit habe eine wesentliche Komponente der NS-Ideologie fortexistieren können. Außerdem definiert Korte den Antikommunismus als eine antidemokratische Tradition – und nicht etwa als politische Haltung zur Verteidigung der Demokratie. Der Autor, der sich selbst antistalinistisch positioniert, bescheinigt dem Antikommunismus aber wenigstens, eine „stetige Blutzufuhr aus den Zuständen der DDR“ (34) erhalten zu haben. Dieser knappe Hinweis sowie ein weiterer auf die fragwürdige ideologische Ausrichtung der KPD auf die DDR und die Sowjetunion können allerdings nicht verdecken, dass Korte eben diesen zentralen Aspekt völlig unterbelichtet lässt: die Systemauseinandersetzung von Ost und West. Er konzentriert sich stattdessen auf die Instrumentalisierung des Antikommunismus bei der seiner Ansicht nach restaurativen Vergangenheitspolitik und bei der Debatte um die Entschädigung kommunistischer NS-Opfer, wobei der Text unter anderem mit einem fiesen Foto von Hans Globke garniert ist. Nach einem Hinweis auf die Gegenpositionen u. a. von Eugen Kogon, Gustav Heinemann und Martin Niemöller schlägt Korte schließlich den Bogen zur Linkspartei: Durch ihre vom politischen Gegner versuchte Parallelisierung zur DDR „soll der Antikommunismus in der Bevölkerung erneut zum Leben erweckt werden, um tagespolitischen Nutzen zu ziehen“ (114). Dies gelte es zu bekämpfen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3132.3312.35 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jan Korte: Instrument Antikommunismus. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30656-instrument-antikommunismus_36409, veröffentlicht am 16.06.2009. Buch-Nr.: 36409 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken