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Rudolf Stichweh / Paul Windolf (Hrsg.)

Inklusion und Exklusion: Analysen zur Sozialstruktur und sozialen Ungleichheit

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 378 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-16235-5
Der Sammelband geht auf eine Konferenz zum Thema „Inklusion und Exklusion“, zurück, die im Oktober 2007 in der Europäischen Akademie in Berlin veranstaltet wurde. In einleitenden Beiträgen werden die beiden Begriffe theoretisch hergeleitet und ihr Aufstieg zu elementaren Kategorien der Sozialwissenschaften skizziert. In einem weiteren Schritt wird das Begriffspaar in unterschiedlichen Feldern insbesondere der angewandten Sozialforschung (z. B. Bildung und Kultur, Armut und Ausgrenzung, Arbeitsbeziehungen, Geld und Finanzmärkte) operationalisiert. So zeigt etwa Jerome Karabel am Beispiel der Zulassungspraktiken der drei großen amerikanischen Elitehochschulen Harvard, Yale und Princeton, wie sich diese durch zunehmende meritokratische Standards durchaus neuen Gruppen talentierter Studierender geöffnet haben und sich dennoch gerade durch die Nichtberücksichtigung und Nichtthematisierung der sozialen Ungleichheit die herrschende Klasse selbst reproduziert. Petra Buhr und Stephan Leibfried legen dar, dass der Verzicht von Menschen mit niedrigem Einkommen, ihre Ansprüche auf Sozialleistungen geltend zu machen, keineswegs nur als eine Form der Selbstexklusion, sondern, im Gegenteil, auch als Form der Inklusion gedeutet werden kann, weil die Inanspruchnahme staatlicher Transferleistungen mit einer als Ausgrenzung erlebten Stigmatisierung verbunden ist. Auch Hartmut Häussermann und Martin Kronauer zeigen, wie das Wohnen in einem benachteiligten Quartier Armut und soziale Ausgrenzung einerseits verstärken kann, indem soziale Netzwerke enger und homogener werden, soziale Stabilität abnimmt und politische Repräsentation zunehmend geschwächt wird. Mit dem Niedergang des Quartiers gehe eine stigmatisierende Binnen- und Außenwahrnehmung einher, die sich auf das Selbstwertgefühl der Bewohner und Bewohnerinnen niederschlage. Die Autoren zeigen aber auch, dass das Wohnquartier die Folgen von Armut abmildern kann, wenn es informelle Hilfen bereitstellt, die Menschen sozial einbettet, und diese respektvoll miteinander umgehen.
Julia Schmidt-Häuer (JSH)
Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.313 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Rudolf Stichweh / Paul Windolf (Hrsg.): Inklusion und Exklusion: Analysen zur Sozialstruktur und sozialen Ungleichheit Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30718-inklusion-und-exklusion-analysen-zur-sozialstruktur-und-sozialen-ungleichheit_36484, veröffentlicht am 28.04.2010. Buch-Nr.: 36484 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken