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Manfred Schmitt / Leo Montada (Hrsg.)

Gerechtigkeitserleben im wiedervereinigten Deutschland

Opladen: Leske + Budrich 1999; 352 S.; kart., 59,- DM; ISBN 3-8100-2144-X
Gewiß nicht nur aus psychologischer Perspektive führte die deutsche Wiedervereinigung zumal für Ostdeutsche zu Situationen, die individuell als Streß erlebt werden müssen. Die abrupte Umorientierung auf das westliche Politikmodell der Konkurrenzdemokratie, die Einführung eines Arbeitsmarktes mit den bisher gänzlich unbekannten Effekten von Unsicherheiten und Beschäftigungsrisiken, schließlich der in der alten Bundesrepublik dominierende Individualismus markieren drei wesentliche Herausforderungen, deren Bewältigung sich in sehr unterschiedlichen Gewinn-Verlust-Bilanzierungen niederschlagen dürfte. Ob derartige Unterschiede in politischer, ökonomischer oder sozialer Hinsicht - sei es im Vergleich mit den Bedingungen in der früheren DDR, sei es im Vergleich mit westdeutschen Verhältnissen - als Ausdruck von Ungerechtigkeit erlebt werden, diskutieren die Beiträge des Sammelbandes. Sie gehen zurück auf ein vom Zentrum für Gerechtigkeitsforschung der Universität Potsdam 1996 veranstaltetes Symposium. Trotz des "gesamtdeutschen" Titels wird - aus naheliegenden Gründen - das "Gerechtigkeitserleben" primär in ostdeutscher Perspektive untersucht. Dabei stützen sich die Autoren - mehrheitlich Psychologen - durchgängig auf umfangreiche empirische Erhebungen, die auf der Basis einschlägiger Konzepte (z. B. relative Deprivation, Equity-Theorie, Kontrolltheorie) hypothesentestend erörtert werden. Inhalt: Manfred Schmitt / Leo Montada: Psychologische, soziologische und arbeitswissenschaftliche Analysen der Transformation nach der deutschen Wiedervereinigung (7-18); Leo Montada / Anne Dieter: Gewinn- und Verlusterfahrungen in den neuen Bundesländern: Nicht die Kaufkraft der Einkommen, sondern politische Bewertungen sind entscheidend (19-44); Hans W. Bierhoff: Zufriedenheit, Leistungsbereitschaft und Unfairneß in Ost- und Westdeutschland: Zur psychosozialen Befindlichkeit nach der Wiedervereinigung (45-66); Toni Hahn: Differenzierte Arbeitslosigkeitsverläufe Ostdeutscher - differenzierte Befindlichkeiten (67-98); Martin Diewald: Aufbruch oder Entmutigung? Kompetenzentfaltung, Kompetenzentwertung und subjektive Kontrolle in den neuen Bundesländern (99-132); Gunnar Winkler: Leben in den neuen Bundesländern. Ergebnisse der empirischen Untersuchung "Leben '97" (133-148); Claudia Stromberg / Klaus Boehnke: Werte und Lebenszufriedenheit: Gleiche Konsequenzen des soziokulturellen Wandels in Ost- und Westdeutschland (149-168); Manfred Schmitt / Jürgen Maes / Andreas Schmal: Ungerechtigkeitserleben im Vereinigungsprozeß: Folgen für das emotionale Befinden und die seelische Gesundheit (169-212); Thomas Kessler / Amélie Mummendey / Andreas Klink: Soziale Identität und relative Deprivation. Determinanten individuellen und kollektiven Verhaltens in Ostdeutschland nach der Vereinigung (213-262); Stefan Liebig / Bernd Wegener: Protest und Verweigerung - Die Folgen sozialer Ungerechtigkeit in Deutschland (263-298); Matthias Jerusalem: Sozialer Wandel, Veränderungserfahrungen und Streßprozesse (299-312); Gisela Trommsdorff: Eine Dekade nach der Vereinigung: Auf dem Weg zur inneren Einheit? (313-330); Dieter Frey / Eva Jonas: Anmerkungen zur Gerechtigkeit anläßlich der deutschen Wiedervereinigung - Theorie und Empirie (331-349).
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.313 | 2.37 | 2.331 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Manfred Schmitt / Leo Montada (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wiedervereinigten Deutschland Opladen: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/6929-gerechtigkeitserleben-im-wiedervereinigten-deutschland_9281, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9281 Rezension drucken