Masterarbeit Rosa‑Mayreder‑College Wien. – 1989 wurde das mittlerweile in DOKU Graz umbenannte Frauendokumentations‑, Forschungs‑ und Bildungszentrum Graz gegründet. Das Anliegen der Gründungsfrauen war es, in einer Bibliothek und einem Archiv verschiedene Quellen zur steierischen Frauengeschichte zu sammeln, die dann die Basis für Forschungen zu frauenspezifischen Themen bilden sollten. Eva Taxacher untersucht zunächst, welche Frauengruppen, ‑organisationen und ‑initiativen im Archiv dokumentiert sind, und fragt in einem zweiten Schritt, „welche Ausschlüsse sich aus den impliziten oder expliziten Definitionen und Vorstellungen über Feminismus, Frauenbewegung und Frauen ergeben“ (14). Für ihre begriffliche, historische und methodische Basis schöpft Taxacher aus bereits geleisteten Forschungen zur Frauenbewegung, zu Archivtheorien und zur Grounded Theory. Diese analytische Basis ist aber nicht ‚nur‘ als ein Wiedergeben bereits bekannter Positionen zu verstehen, sondern in ihr reflektiert die Autorin auch über sich wandelnde Begriffe, was nicht allein historiografisch spannend ist, sondern explizit Auswirkungen auf das hat, was im DOKU Graz gesammelt und erforscht wurde und wird. Das im Archiv aufbewahrte Wissen wird damit nicht als unhinterfragter Nullpunkt gesetzt, sondern selbst kontextualisiert. Wie Taxacher durch ihre – für eine Masterarbeit als bemerkenswert zu bezeichnende – Untersuchung zeigen kann, wurde in den ersten Jahren des DOKU in zahlreichen Veranstaltungen die feministische Theorienbildung reflektiert – ohne Überlegungen in Bezug auf die eigene feministische Arbeit anzustellen. Ende der 1990er‑Jahre traten die ursprünglichen Ideen zunehmend in den Hintergrund, die Maßnahmen des DOKU dienten vorrangig der Geldbeschaffung. Seit vielen Jahren wird im Zentrum die Arbeit nun von wenigen Engagierten geleistet, meist unbezahlt. Der inhaltliche Fokus des DOKU hängt, so der Gesamteindruck, seit der Gründung entscheidend von den jeweils Aktiven und der finanziellen Situation ab. In der (Selbst‑)Dokumentation der Frauenbewegung kann Taxacher eine ganze Reihe an Auslassungen ausmachen, die sich aus einem sich verändernden Verständnis von Frauenbewegung und Feminismus ergeben und – im Falle des DOKU Graz – auch mit dem tabuisierten Konflikt mit der Religion beziehungsweise Kirche zusammenhängen.