Skip to main content
Johannes Kessler / Christian Steiner (Hrsg.)

Facetten der Globalisierung. Zwischen Ökonomie, Politik und Kultur

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 208 S.; brosch., 29,80 €; ISBN 978-3-531-16261-4
Die Welt ist durch die Globalisierung nicht zu einen „global village“ geworden, in dem Entfernungen keine Rolle mehr spielen. McLuhans Chiffre muss als „ungeeignet und sogar irreführend“ angesehen werden. Empirische Untersuchungen widerlegen die Annahme einer homogenen Globalisierung und belegen „exorbitante Unterschiede zwischen den Nationalstaaten“ (72). Mit diesen Feststellungen entzieht Kessler dem „Mythos vom globalen Dorf“ (28) in einem zentralen Beitrag des Sammelbands den Boden. Entkräftet wird auch das Vorurteil, dass die Globalisierung vorwiegend negativ konnotiert sei. So stellen Thomas Sommerer und Stephan Heichel in der Umweltpolitik „eine Angleichung der nationalen Politikrepertoires der Instrumente und auch der einzelnen Umweltstandards“ (137) fest, ohne dass dies allerdings zu einheitlichen Politiken führt. Auch der Tourismus als einer der Treiber der Globalisierung wird differenziert beurteilt. „Paradiese unter Palmen auf Kosten der Armen“ (141) kann Christian Steiner nicht verifizieren. Er sieht auch kein „neues Muster einer Nord-Süd-Ausbeutung in einem neo-kolonialen Stil“ (157). Mit Blick auf die Nationalstaaten stellt Herbert Dittgen einerseits Autonomieverluste, andererseits aber Souveränitätswahrung in vernetzten Systemen fest. Die ökonomische Analyse birgt Überraschungen. So führt die Globalisierung für Länder wie Deutschland nicht zwingend zu einer Absenkung des Lohnniveaus, wie Lars Pilz konstatiert. Allerdings gebe es Handlungsbedarf, um „das allgemeine Kostenniveau zu halten oder zu senken“ (95). Schließlich erläutert Brigitte Weiffen, „dass weltweite Demokratisierung eine Komponente der (politischen) Globalisierung darstellt“ (112), wobei oft mehr formale als vitale Elemente eines demokratischen Systems entstehen. Die Beiträge des Bandes, die 2006 anlässlich einer interdisziplinären Tagung an der Universität Mainz entstanden sind, lassen die Einschätzung zu, dass die Globalisierung oft unreflektiert zum Sündenbock gemacht wird, obwohl sozioökonomische Fehlentwicklungen „ihre Ursachen an anderen Stellen haben.“ (205)
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 2.2 | 2.26 | 4.43 | 4.45 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Johannes Kessler / Christian Steiner (Hrsg.): Facetten der Globalisierung. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30450-facetten-der-globalisierung_36152, veröffentlicht am 23.09.2009. Buch-Nr.: 36152 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken