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Robert Brier (Hrsg.)

Entangled Protest. Transnational Approaches to the History of Dissent in Eastern Europe and the Soviet Union

Osnabrück: fibre 2013 (Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau 31); 262 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-938400-96-8
Unter Rückgriff auf das historiografische Konzept der Verflechtungsgeschichte wird in dem Band das Phänomen der Dissidenz in den staatssozialistischen Regimen in seinen transnationalen Bezügen untersucht. In Anlehnung an Detlef Pollack und Jan Wielgohs (siehe etwa Buch‑Nr. 4027) wird der Begriff definiert als „alle Diskurse und Aktivitäten, die sich kritisch zum Regime [äußerten] und die eine autonome Sphäre öffentlicher, politischer und kultureller Kommunikation jenseits der offiziellen Institutionen des Parteienstaats konstituierten (oder zu konstituieren versuchten)“ (17, Übers. MUN). Eine bestimmte ideologische Orientierung sei damit also nicht verbunden, was die Anschlussfähigkeit solcher Versuche vergrößert habe. Herausgeber Robert Brier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut (DHI) Warschau, zeigt einleitend auf, wie unter den Dissidenten der ost‑ und ostmitteleuropäischen Staaten allmählich „ein Gefühl transnationaler Solidarität und der Beteiligung an einem gemeinsamen Kampf“ (23) entstand – auch, wenn sich ein Großteil der Aktivitäten im nationalen Rahmen entfaltete. Tomás Vilímek untersucht in diesem Zusammenhang die gegenseitige Wahrnehmung und den Ideenaustausch von tschechoslowakischen und DDR‑Oppositionellen nach der Niederschlagung des Prager Frühlings bis ins Jahr 1989. Tschechische Texte wurden vielfach und rasch ins Deutsche übersetzt, und trotz der Zusammenarbeit der jeweiligen Sicherheitsdienste kam es zu zahlreichen Kontakten. Wanda Jarzabek beleuchtet den Einfluss des KSZE‑Prozesses auf die polnische Entwicklung und zeigt so den Einfluss der Menschenrechtsproblematik auf. Das Regime wurde in der Gestaltung seiner Beziehungen zu den westlichen Staaten mit dieser Problematik konfrontiert, die Verhängung des Kriegsrechts 1981 wurde dann zu einem Wendepunkt in der Geschichte des Staates. Kacper Szulecki widmet sich den Auswirkungen der Friedensbewegung in Polen und der Tschechoslowakei auf europäische Entwicklungen, wozu besonders die stärkere Betonung von Menschenrechtsfragen statt der Frage der nuklearen Abrüstung zu rechnen ist. Die Beiträge gehen zurück auf eine Tagung, die im September 2010 am DHI Warschau stattfand.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.222.3132.3142.612.622.252.23 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Robert Brier (Hrsg.): Entangled Protest. Osnabrück: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36778-entangled-protest_45231, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 45231 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken