Der Rechtswissenschaftler Nörr schließt mit diesem zweiten Band über das Geflecht von Recht, Wirtschaft und Staat in der Bundesrepublik an seine 1999 erschienene Darstellung über die Zeit bis zur Großen Koalition an (siehe ZPol-Nr. 12998). Als eigentliche Zäsur benennt er allerdings nicht das Jahr 1969, sondern bereits 1967, das Jahr der Verabschiedung des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes. Dieses habe den rechtlichen Rahmen bilden sollen „für eine nachfrageorientierte Konjunkturpolitik mittels antizyklischer Finanzpolitik“ (270). In das neue Gesetz sei mit der sogenannten Konzertierten Aktion eine einkommenspolitische Flankierung der Stabilitäts- und Wachstumspolitik eingefügt worden, die ein für die deutsche Geschichte unvertrautes korporatistisches Arrangement gewesen sei. Nörr geht auf verschiedene Begriffe, Leitvorstellungen und übergreifende Politiken der Zeit genauer ein. Gefragt wird etwa, wie ergiebig der Begriff der wirtschaftlichen Macht für die Rechtsordnung ist und welche Rolle die Bundesbank für die Stabilitätspolitik spielt. Thematisiert wird auch der Zusammenhang zwischen Rechtsentwicklung und Gewerkschaftspolitik in den 70er- und 80er-Jahren, aufgefasst als Gefährdung des marktwirtschaftlichen Prinzips durch die Gewerkschaften. Dieser Aspekt wird ergänzt durch die Betrachtung einer Gefährdung von außen durch die Europäische Kommission vor allem in den 60er-Jahren, als sich in der EWG die Frage stellte, inwieweit die nationalen Wirtschaftspolitiken aufeinander abgestimmt werden sollten. „Am Ende hat die Marktwirtschaft mehr oder weniger unversehrt den Anschlag aus Brüssel überstanden“ (275), schreibt Nörr. Ein umfangreiches Kapitel ist zudem verschiedenen Entwicklungen im Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht gewidmet, was aber in dieser Ausführlichkeit für Politikwissenschaftler weniger von Interesse sein dürfte.