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Martin Will

Die Entstehung der Verfassung des Landes Hessen von 1946

Tübingen: Mohr Siebeck 2009 (Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts 63); XXVI, 602 S.; Ln., 94,- €; ISBN 978-3-16-149894-7
Geschichtswiss. Diss. Marburg; Gutachter: G. Hardach, S. Detterbeck. – Die Studie versteht sich sowohl als Beitrag zur Verfassungsgeschichte als auch zur Regional- und Landesgeschichte. Aus der Perspektive der Verfassungsgeschichte interessieren den Autor vor allem die sozialistischen Weichenstellungen in der ersten in Kraft getretenen Landesverfassung nach dem Zweiten Weltkrieg. Sowohl der frühe Zeitpunkt der Entstehung als auch die politischen Konstellationen mit Mehrheiten für SPD und KPD und einem starken katholisch-sozialistischen Flügel in der CDU haben diese Entwicklung ermöglicht. Aus landesgeschichtlicher Perspektive geht es Will um eine möglichst genaue Rekonstruktion der Ereignisse, Argumente und Positionen auf dem Weg zur Verabschiedung der Verfassung. Dabei betont er insbesondere die wichtige Funktion des lange Zeit von der Forschung vernachlässigten Vorbereitenden Verfassungsausschuss: „In diesem nach Vorgaben der amerikanischen Militärregierung von Ministerpräsident Karl Geiler eingesetzten Expertengremium wurde auf Basis eines Entwurfs des Staatsrechtslehrers Walter Jellinek ein Verfassungsentwurf ausgearbeitet, der dann die primäre Textgrundlage für die Verhandlungen der Verfassungberatenden Landesversammlung und ihres Verfassungsausschusses bilden sollte.“ (4 f.) Durch detailreiche, kritische Aufarbeitung der Protokolle der relevanten Gremien gelingt es ihm, diese These materialreich zu belegen. Zwar fanden in der Verfassungberatenden Landesversammlung wichtige und kontrovers geführte Debatten statt, in deren Folge die sozialistische Prägung der Verfassung enorm gestärkt worden sei. Diese inhaltlichen Änderungen – zum Beispiel die Regelungen zur Sofortsozialisierung (540 ff.) – hätten aber im Kontext des Besatzungsregimes und später des Grundgesetzes kaum Wirkung entfalten können. Die wirklich prägenden Grundentscheidungen, die insbesondere die Staatsorganisation betreffen, seien dagegen von der Vorlage des Vorbereitenden Verfassungsausschusses übernommen worden. Daher ist es auch ein Anliegen des Autors, die Bedeutung von Walter Jellinek als hessischer Verfassungsvater stärker als bislang zu betonen.
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.325 | 2.313 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Martin Will: Die Entstehung der Verfassung des Landes Hessen von 1946 Tübingen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30949-die-entstehung-der-verfassung-des-landes-hessen-von-1946_36784, veröffentlicht am 10.03.2010. Buch-Nr.: 36784 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken