Volkswirt. Diss. FU Berlin. – Anfang der Sechzigerjahre habe die Bundesrepublik den Höhepunkt des Wirtschaftswunders erlebt, während sich Frankreich erst auf halber Strecke dorthin befunden habe, schreibt Sammeth. Die Unterschiede und Eigenheiten dieser beiden länderspezifischen Entwicklungen erklärt er in einem Vergleich der wirtschaftlichen und sozialen Faktoren und stellt damit die französische Planification Indicative und die deutsche Soziale Marktwirtschaft als Gegenpole auf den Prüfstand. Dazu beschreibt der Autor zuerst den jeweiligen wirtschaftlichen Aufbau und zeigt vor allem die Unterschiede auf. Frankreich habe eine interventionistische Wirtschaftspolitik verfolgt, bis 1950 die Preise kontrolliert und eine Reihe von Schlüsselindustrien verstaatlicht. Zur Modernisierung der Wirtschaft habe der Staat besonders durch den Aufbau leistungsfähiger Schwerindustrien beigetragen. In der Bundesrepublik sei dagegen frühzeitig eine Währungsreform durchgeführt und vor allem die Industriestruktur von der Produktionsgüter- auf die Konsumgüterherstellung verschoben worden. Insgesamt sei die französische Modernisierung qualitativ weit einschneidender gewesen als die deutsche, so Sammeth. Im zweiten Schritt werden wirtschaftstheoretische Erklärungsansätze auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich dieser Entwicklungen geprüft. Das Ergebnis fällt wenig theorielastig aus. Die langfristig im Vergleich zur Bundesrepublik ebenfalls erfolgreiche französische Wirtschaftspolitik habe gezeigt, dass nicht nur ein einziger Weg zu Modernisierung und Wachstum führe und dieser nicht zwangsläufig wirtschaftsliberalen Ansätzen folgen müsse. Entscheidend für den Wiederaufbau der beiden Länder nach 1945 seien vielmehr individuelle, der jeweiligen Lage angepasste Entscheidungen gewesen.