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Manfred G. Schmidt

Der deutsche Sozialstaat. Geschichte und Gegenwart

München: C. H. Beck 2012 (C. H. Beck Wissen in der Beck'schen Reihe 2764); 128 S.; 8,95 €; ISBN 978-3-406-64061-2
„Der deutsche Sozialstaat“, so Schmidt, Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Heidelberg, „verkörpert die bislang mächtigste und folgenreichste Rückwirkung des politischen ‚Überbaus’ auf die ökonomische und gesellschaftliche ‚Basis’“ (111). Das Buch gibt einen strukturierten Überblick über dessen Geschichte, Grundkonstanten, Chancen und Risiken. Zunächst fasst der Autor die Sozialpolitik im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik zusammen, ehe der „nationalsozialistische Wohlfahrtsstaat“ (22) betrachtet wird. Untersucht werden auch Entstehung, Vor- und Nachteile sowie Gründe für den Niedergang der „sozialistischen Sozialpolitik“ (51) in der DDR. Als Hauptursache sieht Schmidt die langfristige Unfinanzierbarkeit des DDR-Sozialstaats, der ineffizient geplant wurde und Wirtschaft wie staatliche Betriebe überlastete. Die Etappen der sozialstaatlichen Entwicklung in der Bundesrepublik seit 1949 werden mittels sozialpolitischer Grundsatzentscheidungen der Regierungskoalitionen dokumentiert. Spätestens mit der Einführung der Rentenreform als Konsequenz des deutschen „Wirtschaftswunders“ im Jahr 1957 begann eine expansive Sozialpolitik. Einen Kurswechsel wurde mit dem von der rot-grünen Bundesregierung initiierten aktivierenden Sozialstaat im Jahr 2003 eingeleitet. Der Arbeitssuchende soll nun nicht nur finanziell gefördert, sondern auch gefordert werden. Tabellarisch führt Schmidt fünf Sozialstaatstypen auf und verortet die Bundesrepublik als Mischform des konservativen, sozialdemokratischen und liberalen Typs. Während die ersten fünf Kapitel hauptsächlich positive Effekte behandeln, analysiert Schmidt im letzten Drittel des Buches Probleme des Sozialstaats in Zeiten von zunehmender Europäisierung und Globalisierung. Die innenpolitischen Herausforderungen des Sozialstaats liegen vor allem im tendenziell schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt, in der Arbeitslosigkeit, dem demografischen Wandel und der hohen Staatsverschuldung. Die Frage nach der zukünftigen Finanzierbarkeit bleibt weitestgehend offen. Abschließend stellt Schmidt fest, dass der deutsche Sozialstaat trotz einiger Mängel dennoch „in mancherlei Hinsicht eine Erfolgsgeschichte“ (111) ist.
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 2.342 | 2.313 | 2.314 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Manfred G. Schmidt: Der deutsche Sozialstaat. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35641-der-deutsche-sozialstaat_43017, veröffentlicht am 08.11.2012. Buch-Nr.: 43017 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken