Skip to main content
Bernd Greiner / Christian Th. Müller / Dierk Walter (Hrsg.)

Angst im Kalten Krieg. Studien zum Kalten Krieg. Band 3

Hamburg: Hamburger Edition 2009; 527 S.; 35,- €; ISBN 978-3-86854-213-4
Eingegrenzt wird das Thema – die politische Kommunikation von Angst während des Kalten Krieges – mittels fünf Referenzpunkten, die Greiner einleitend erläutert: die Angst vor der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, am auffälligsten durch Ängste, die an Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg anknüpfen; die wechselseitige Beeinflussung von Angst und Öffentlichkeit, ausgelöst beispielsweise durch Gerüchte, die sich zu Hysterien steigern; die Macht- und Ordnungsinteressen, die sich in Ängsten und der Art, mit ihnen umzugehen, spiegeln; die individuelle und kollektive Bereitschaft, Angst zu haben – auch bei fehlendem Bezug zur Realität; der Gegenentwurf zur Angst als öffentliche Selbsttherapie. Anhand von Ereignissen und Gefühlen in Ost und West gehen die Autoren so der politischen Dimension von Angst – besonders vor einem mit Atomwaffen geführten Krieg – nach. Im Kapitel „Schutzräume“ wird an Beispielen aus den USA, dem geteilten Deutschland, Norwegen und Schweden nach dem Dilemma von Angst machen und zugleich in Sicherheit wiegen gefragt, vor dem die Zivil- und Luftschutzbeauftragten der 50er- und 60er-Jahre standen. Die Funktion einer Angstkulisse wird im zweiten Kapitel analysiert – mit Blick auf die Zuwanderer in Kaliningrad, die politischen Prozesse in Osteuropa sowie den sowjetisch-chinesischen Konflikt wird festgestellt, dass die kommunistischen Machthaber „zwecks Konsolidierung auf die Erzeugung und fortwährende Dramatisierung von Angst angewiesen“ (24) waren – Angst vor äußeren wie inneren Feinden. Die Angstkulissen im westlichen Europa seien zwar ähnlich konstruiert, aber weniger dramatisch gewesen, so Greiner. Im dritten Kapitel über die Therapien zeige sich im Laufe der Jahre eine Akzentverschiebung: „Angst bleibt zwar präsent, wird aber zugunsten einer selbstgewissen Furchtlosigkeit abgewertet.“ (28) Am sichtbarsten sei dies in einem Film geschehen, schreibt Oksana Bulgakowa, in „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“. Es endete zwar mit der totalen Vernichtung, „aber der Zuschauer konnte lachen. [...] Was für eine Erleichterung.“ (374)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 2.62 | 2.64 | 2.61 | 2.313 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Bernd Greiner / Christian Th. Müller / Dierk Walter (Hrsg.): Angst im Kalten Krieg. Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31435-angst-im-kalten-krieg_37419, veröffentlicht am 28.01.2010. Buch-Nr.: 37419 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken