Habilitationsschrift Freiburg i. Ue. - "Leviathan" und "Themis", Symbole expansiver Staatsgewalt das eine und abstrakter Gerechtigkeit das andere, dienen dem Autor als Bezugspunkte, das Konzept des demokratischen Rechtsstaats in Auseinandersetzung mit den einschlägigen theoretischen Modellen von Luhmann einerseits und Habermas andererseits zu reformulieren. Dabei geht es Neves weniger um eine Kritik dieser - nicht nur auf den ersten Blick - kontroversen Positionen. Seine Rekonstruktion der jeweiligen Argumentationen - anhand der Themen: soziale Evolution; Leitdifferenzen System/Umwelt beziehungsweise System/Lebenswelt; Autonomie des Rechts - soll vielmehr deren implizite Entsprechungen im Verständnis von Modernität herausarbeiten. Beide Theorien nämlich setzen sich in spezifischer Weise mit dem Umstand auseinander, dass die Moderne durch eine "Auflösung der traditionellen, materiellen hierarchischen Moral" charakterisiert ist und demzufolge der Umgang mit Divergenzen von Werten und Moralvorstellungen politisch wie rechtlich ein zentrales Problem darstellt. Hieran anschließend entwickelt Neves ein Grundmodell des Rechtsstaates, das durch die "Vermittlung von Verfahrenskonsens und Inhaltsdissens [...] den wechselseitigen Respekt vor den Differenzen in der politisch-rechtlichen Sphäre der hochkomplexen zeitgenössischen Gesellschaft [ermöglicht] und [...] zugleich als konstruktiver und dynamischer Faktor für die autonome Reproduktion pluraler Kommunikationsbereiche wirken" kann (113). Kapitel V und der Ausblick erläutern das Modell unter Bezug auf grundsätzliche Probleme moderner Staatlichkeit im Kontext der Weltgesellschaft wie Fundamentalismus, Pluralität von Rechtsordnungen und Möglichkeiten einer Weltinnenpolitik. Inhaltsübersicht: I. Zwei Muster der sozialen Evolution; II. Zwei paradigmatische Differenzen; III. Zwei Konzeptionen des demokratischen Rechtsstaates; IV. Demokratischer Rechtsstaat; V. Die Grenzbedingungen des demokratischen Rechtsstaats.