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Inga Klein

Zwischen Sicherheit und Risiko. Der Diskurs um den biometrischen Reisepass

Berlin: Lit 2012 (Studien zur Alltagskulturforschung 8); 154 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11444-0
Im Jahr 2005 wurde der elektronische Reisepass (ePass) in Deutschland eingeführt. Er enthält einen Chip mit den Passinformationen sowie ein digitales biometrisches Passbild, seit November 2007 werden zusätzlich die Fingerabdrücke gespeichert. Der Einführung des Passes ging eine breite Diskussion über die Vor- und Nachteile der biometrischen Technik voraus, die im Kontext der Verhandlungen über das Terrorismusbekämpfungsgesetz Ende 2001 entstanden war. In dieser kulturanthropologischen Studie untersucht die Autorin die Prozesse, Praktiken und Strategien in dieser Debatte. Im Mittelpunkt steht eine Diskursanalyse anhand von Parlamentsdebatten, Pressemitteilungen und der Medienberichterstattung im Zeitraum von 2001 bis 2008. Klein fragt u. a., welche Erwartungen an die neue Technik Biometrie geknüpft waren, wie diese dargestellt wurde und inwieweit sich Widerstände artikulierten. Die beiden Pole Sicherheit und Risiko strukturierten den Diskurs und werden als übergeordnete Deutungsmuster analysiert. Klein identifiziert eine Reihe von Themenbereichen, die diesen beiden Mustern zugeordnet werden können, wie beispielsweise „Gefährdung der Sicherheit durch gefährliche Subjekte“, „Sicherheit durch Kontrolle“ oder „Biometrie als Wirtschaftsfaktor“ einerseits sowie „Überwachung des Bürgers“, „technische Risiken“ oder „Taktiken des Widerstands“ (42) andererseits. Klein macht einen kritischen und einen affirmativen Teildiskurs aus. „Sie weisen unterschiedliche Höhepunkte und zeitliche Verläufe auf und stehen in einem spannungsgeladenen Kräfteverhältnis zueinander“ (137). Während die Jahre 2001 bis 2004 von einer positiven Technikbewertung geprägt gewesen seien, dominierten im Zeitraum 2004 bis 2008 kritische Positionen die Debatte. Zudem würden in der Debatte um den biometrischen Reisepass auch Rückschlüsse auf bestimmte Körperbilder deutlich, so werde der Körper auf seine Funktion als Merkmalsträger reduziert: „Die Möglichkeiten, Sicherheit zu produzieren und Risiken auszuschließen, werden über die Technik Biometrie mit dem Zugriff auf den Körper verbunden, der sich als machtvolle Strategie zeigt.“ (140)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.343 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Inga Klein: Zwischen Sicherheit und Risiko. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35470-zwischen-sicherheit-und-risiko_42768, veröffentlicht am 03.01.2013. Buch-Nr.: 42768 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken