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Stefanie Reiss

Zivilgesellschaft und Transformation in Mexiko

St. Augustin: Gardez! Verlag 1999 (Politikwissenschaft im Gardez! 3); 135 S.; brosch., 39,90 DM; ISBN 3-928624-72-5
Politikwiss. Magisterarbeit Mainz. - Reiss leistet hier Pionierarbeit; sie ist eine der ersten Autorinnen, die Zivilgesellschaft und Transformation zusammenbringt. Dies verwundert auf den ersten Blick, denn Zivilgesellschaft war für die Staaten Lateinamerikas und Osteuropas als ein Gegenentwurf zu dem jeweiligen Regime formuliert und gelangte bereits in den Siebziger-, spätestens jedoch in den Achtzigerjahren zu einiger Prominenz. Die in diesem Zeitraum einfache Deutung - dort das Militär oder die Einheitspartei, hier die Zivilgesellschaft als Opposition - lies sich mit fortschreitender Demokratisierung nicht aufrechterhalten. Prominent und vage im praktischen Diskurs, bedingungsreich auf der theoretischen Ebene, bleibt das Konzept der Zivilgesellschaft vielschichtig. So heben Habermas, Cohen und Arrato u. a. Rechtsstaatlichkeit, Pluralität und Öffentlichkeit als Voraussetzung für eine Zivilgesellschaft heraus. Diesen Widerspruch, nämlich wie sich Zivilgesellschaft innerhalb eines autoritären Regimes formiert, stellt Reiss am Fallbeispiel Mexiko dar. Sie operationalisiert das Konzept, indem sie mittels Arbeitsdefinition die Akteure benennt. Für sie sind Nichtregierungsorganisationen und die Neuen Sozialen Bewegungen die Träger des gesellschaftlichen Wandels. Zeitweise gehören auch die Unternehmer und Teile der Gewerkschaften hinzu. Die Besonderheit Mexikos liegt in der langen Dauer des Transformationsprozesses. Das Jahr 1968 markiert auch in Mexiko einen Wendepunkt in der gesellschaftlichen Entwicklung, jedoch erst 1997 wird mit der Wahl von Ernesto Cardenas zum Regenten von Mexiko-Stadt ein Kandidat der Opposition in ein wichtiges Amt gewählt. Hier sei einschränkend erwähnt, dass Cardenas auch aus dem mexikanischen Establishment kommt und kein exponierter Vertreter der Zivilgesellschaft ist. Trotzdem gelingt es Reiss, dem Leser eine theoretisch und empirisch fundierte Darstellung des Transformationsprozesses Mexikos zu vermitteln. Inhaltsübersicht: 1. Sequenzen der Transformation; 2. Konzepte der Zivilgesellschaft: 2.1 Ideengeschichtliche Hintergründe; 2.2 Der Begriff "Zivilgesellschaft" in der Moderne; 2.3 Die demokratietheoretische Bedeutung. 3. Zivilgesellschaft und Transformation: 3.1 Strukturen des autoritären Systems und Liberalisierung; 3.2 Demokratisierung; 3.3 Zivilgesellschaftliche Entwicklung in der Demokratisierung. 4. Der Weg in die Demokratie: 4.1. Die "definitive" Reform und die Wahlen 1997; 4.2 Tendenzen einer demokratischen Konsolidierung.
Bernhard Stelzl (BhS)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.65 | 2.2 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Bernhard Stelzl, Rezension zu: Stefanie Reiss: Zivilgesellschaft und Transformation in Mexiko St. Augustin: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11203-zivilgesellschaft-und-transformation-in-mexiko_13248, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13248 Rezension drucken