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Robert Luft / Miloš Havelka / Stefan Zwicker (Hrsg.)

Zivilgesellschaft und Menschenrechte im östlichen Mitteleuropa. Tschechische Konzepte der Bürgergesellschaft im historischen und nationalen Vergleich

Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2014 (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 109); XIV, 434 S.; geb., 69,99 €; ISBN 978-3-525-37306-4
Zivilgesellschaftliche Akteure hatten einen entscheidenden Anteil an den Revolutionen in Ostmitteleuropa 1989 (siehe auch Buch‑Nr. 40521), spielten aber auch zuvor im gesellschaftlichen Leben ihrer Länder eine große Rolle. Bis ins 19. Jahrhundert greifen die Autoren des Bandes aus und untersuchen am tschechischen Beispiel entsprechende Konzeptionen, Begriffe und Entwicklungen, die im westlichen Europa oft weitgehend unbekannt sein dürften. Über 100 Seiten sind daher abschließend dem Abdruck von erstmalig ins Deutsche übersetzten Quellentexten vor allem aus dem Tschechischen gewidmet, ein einleitender Aufsatz enthält unter anderem auch knappe biografische Porträts der jeweiligen Verfasser. Ein erster Abschnitt ist zivilgesellschaftlichen Konzepten vor und nach 1989 gewidmet. Marek Skovasaja konstatiert für die Tschechische Republik eine „schwache Konstitution der Bürgergesellschaft […] auf kultureller Ebene“ (149) und zudem eine starke Abhängigkeit von äußeren, besonders westlichen Einflüssen. Nationale Traditionen würden nur teilweise wieder aufgenommen. Im ostmitteleuropäischen Vergleich stellt Stefan Garsztecki auch für Polen – trotz „erhebliche[r] Fortschritte“ – eine „Schwäche der […] Zivilgesellschaft“ (184) fest. Ein zweiter Abschnitt ist historischen Wurzeln der gegenwärtigen Debatten gewidmet. Karel Malý beleuchtet die Situation der Bürgerrechte in der Habsburgermonarchie. Er zeigt auf, wie der Kampf um die Durchsetzung solcher theoretisch verbriefter Rechte durch die böhmische Bevölkerung zum Ende des Vielvölkerstaates beitrug. Daran anschließend untersucht Robert Luft die damalige zivilgesellschaftliche Praxis in der Region. Zwar könne man seit den Reformen von 1867 von der Entstehung entsprechender Formen sprechen. Besonders der „Zwang zur nationalen Gruppensolidarität“ (299) behinderte diese Entwicklungen aber seit den 1890er‑Jahren. Der Sammelband entstammt einem Forschungsprojekt am Münchener Collegium Carolinum (2003 bis 2005) und enthält Projektstudien sowie die Beiträge zweier Tagungen in Prag (Februar 2005) und Bad Wiessee (April 2005).
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Rubrizierung: 2.612.22.222.232.252.45.42 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Robert Luft / Miloš Havelka / Stefan Zwicker (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Menschenrechte im östlichen Mitteleuropa. Göttingen u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37933-zivilgesellschaft-und-menschenrechte-im-oestlichen-mitteleuropa_45628, veröffentlicht am 08.01.2015. Buch-Nr.: 45628 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken