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Herbert Obinger / Elmar Rieger (Hrsg.)

Wohlfahrtsstaatlichkeit in entwickelten Demokratien. Herausforderungen, Reformen und Perspektiven. Festschrift für Stephan Leibfried

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2009 (Schriften des Zentrums für Sozialpolitik 20); 645 S.; kart., 65,- €; ISBN 978-3-593-38918-9
Nimmt man den Umfang einer Festschrift als Indikator für die Bedeutung des Wissenschaftlers, dem die Festschrift gewidmet ist, so kann Stephan Leibfried zufrieden sein. Der voluminöse Sammelband vermittelt einen Überblick über eine Vielzahl von Aspekten, die die Untersuchung von Wohlfahrtsstaatlichkeit interessant machen. Die Autoren stammen dabei aus dem In- und Ausland. Rieger betrachtet das antike Athen und arbeitet heraus, dass mit der Erfindung der Sozialpolitik zur staatlichen Einheitsbildung „nicht die Demokratie […] zu Sozialpolitik führte, sondern umgekehrt die Sozialpolitik […] die Demokratie hervorbrachte“ (38). Dies ist auch heute noch bei der Diskussion des Verhältnisses von Freiheit und Gleichheit von Bedeutung. Einen guten Einblick in die Geschehnisse zur Zeit der Entstehung des Versicherungswesens in Deutschland gibt Florian Tennstedt. Er verweist auf die Bedeutung der zuständigen Mitarbeiter, die großen Anteil daran hatten, dass unter Bismarck erstmals ein System umfangreicher sozialer Absicherungen entstehen konnte. Aber auch Bismarck selber und neben ihm weitere, meist parlamentarische Kräfte hatten durchaus eigene Vorstellungen, was die Konzeption der Versicherungen anbelangte. Dass die hier gefundenen Kompromisse noch heute prägend sind, gehört zum Basisbestand sozialpolitischer Geschichtskenntnis. Obwohl die Anzahl von Büchern zu Wohlfahrtsstaatlichkeit nicht eben gering ist, bietet die Festschrift einen breiten Überblick über verschiedene Länder und Regionen – auch in vergleichender Perspektive – sowie über Versicherungszweige und Anspruchsgruppen. Außerdem werden neuere Perspektiven diskutiert, wie z. B. der Aufsatz von Ilona Ostner zeigt, in dem das Verhältnis von konservativen Vorstellungen von Familie inklusive mütterlicher Fürsorge und der Entwicklung moderner Sozialpolitik, hier mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Deutschland, in den Blick genommen wird.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 1.3 | 2.2 | 2.262 | 2.342 | 2.4 | 2.5 | 2.61 | 2.66 Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Herbert Obinger / Elmar Rieger (Hrsg.): Wohlfahrtsstaatlichkeit in entwickelten Demokratien. Frankfurt a. M./New York: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31158-wohlfahrtsstaatlichkeit-in-entwickelten-demokratien_37053, veröffentlicht am 15.09.2009. Buch-Nr.: 37053 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken