In den Kapiteln des ersten Teils erörtern die Autoren übergreifende Aspekte von Politikberatung im wissenschaftlichen und politischen Kontext und fragen dabei nach dem Nutzen, der Legitimation und den Bedingungen für erfolgreiche Politikberatung. So analysiert Wolfgang Streeck die Zweckdienlichkeiten sozialwissenschaftlicher Forschung für die Politik im historischen Kontext. Er argumentiert, dass Sozialwissenschaften dazu beitragen können, die politische Praxis zu verbessern, insofern sie sich auf die Erfassung sozialer Zusammenhänge und die Beschreibung sozialer Realitäten beschränkt. Vorhersagen über gesellschaftliche Entwicklungen, wie sie von politischen Vertretern tendenziell erwünscht sind, steht er skeptisch gegenüber. Sie können in Form von Wahrscheinlichkeitsaussagen zwar getroffen werden, Einzelfallaussagen, welche für Politiker üblicherweise eher von Interesse sind, können sie aber nicht liefern. Eine der wichtigsten Aufgaben der wissenschaftlichen Politikberatung sieht er in der Einwirkung auf das Selbst- und Weltverständnis einer Gesellschaft, wie es vor allem in Universitäten stattfindet. Im zweiten Teil beleuchten die Autoren beispielhaft ausgewählte Handlungsfelder der Politikberatung wie etwa die Medizin-, Bildungs-, Migrations- und Sozialgesetzgebung. Rita Süssmuth beschreibt aus Sicht einer Politikerin den Beitrag, den wissenschaftliche Beratung im Bereich der Migrations- und Integrationspolitik leisten kann. Ilona Ostner gewährt einen interessanten Einblick in den Wandel der Sozialgesetzgebung des Wohlfahrtsstaates und der Rolle, die wissenschaftliche Expertise in diesem Zusammenhang einnimmt. Das Werk bietet einen kritischen Überblick über verschiedene Themen der wissenschaftlichen Politikberatung und eignet sich aufgrund seiner praktischen Fallbeispiele auch für Einsteiger in die Materie. Die Beiträge des Bandes entstanden im Rahmen einer Göttinger Ringvorlesung im Sommersemester 2009.