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Ueli Mäder / Ganga Jey Aratnam / Sarah Schilliger

Wie Reiche denken und lenken. Reichtum in der Schweiz: Geschichte, Fakten, Gespräche

Zürich: Rotpunktverlag 2010; 444 S.; 26,- €; ISBN 978-3-85869-428-7
Die Autoren legen mit ihrer Beobachtung der Reichen, die in der Schweiz leben, eine Zwischenbilanz vor, wie sie schreiben, und knüpfen dabei unmittelbar an den 2002 erschienenen Band „Reichtum in der Schweiz“ (siehe Buch-Nr. 21140) an. Allerdings haben sie nun die Bestandsaufnahme deutlich über soziologische Aspekte hinaus erweitert. Die Fragen, wie man heutzutage reich wird und wie Reiche „denken und lenken“ (167) werden deshalb nicht nur in einen theoretischen Kontext gestellt, sondern auch in einen gesellschaftspolitischen: Untersucht wird die Darstellung von Reichtum in den Medien und die Verknüpfung von Reichtum und Macht. Die keinesfalls suggestiv gemeinte Frage danach, wer die Schweiz regiert, wird von den Autoren konkret beantwortet. Für den Bereich der Makroökonomie werden Chefbeamte wie Philipp Hildebrand (Schweizerische Nationalbank), Peter Siegenthaler (Eidgenössisches Finanzdepartment) und Jean-Daniel Gerber (Staatssekretariat für Wirtschaft) genannt, die den Bundesrat beeinflussen. Vor allem aber stellen die Autoren die enge Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft heraus, die sich am Wechsel einzelner Personen zwischen beiden Bereichen festmachen lässt sowie an elitären Zusammenkünften wie dem vom Nestlé-Konzern verantworteten Rive-Reine-Treffen. Dabei sei beispielsweise ein Steuererleichterungspaket für Reiche vorbereitet worden, das erst an der Wahlurne scheiterte. Auch werde die öffentliche Meinung geradezu bewirtschaftet, etwa durch Denkfabriken wie Avenir Suisse, 1999 von 14 Unternehmen gegründet. Die Autoren vertreten die These, dass sich die Schweiz oligarchisiere. „Erhebliche Mittel fließen in Medien, Abstimmungen, Interessenverbände und bürgerliche Parteien“ (133), was Konsequenzen für die Demokratie habe. Zudem konstatieren sie „verschiedene Formen der räumlichen Segregation von Reichtum“ (399), ermöglicht und befördert durch die kantonalen Steuerpolitiken. Eine gesellschaftliche Umverteilung durch progressive Einkommens- und Vermögenssteuern reichten allerdings nicht aus, um den negativen Folgen des Reichtums zu begegnen, so die Autoren. Sie erörtern einen „Lohndeckel nach oben und Mindestlöhne für unten“ (383) sowie grundsätzlich eine Besteuerung, die den Markt korrigiere.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.5 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Ueli Mäder / Ganga Jey Aratnam / Sarah Schilliger: Wie Reiche denken und lenken. Zürich: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33139-wie-reiche-denken-und-lenken_39601, veröffentlicht am 24.03.2011. Buch-Nr.: 39601 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken