Im Februar 2002 veröffentlichte eine Gruppe amerikanischer Intellektueller ein Memorandum, mit dem sie unter Verweis auf die Lehre vom gerechten Krieg das Eingreifen der USA und ihrer Alliierten in Afghanistan zu legitimieren suchten. Damit gaben sie den Anstoß für eine transatlantische Debatte, in der die Lehre vom gerechten Krieg als Rechtfertigungsmittel von deutscher Seite bedingungslos zurückgewiesen wurde. Vor diesem Hintergrund ist die hier dokumentierte Tagung der Evangelischen Akademie in Iserlohn vom Oktober 2004 zu sehen, an der auch ein Unterzeichner und eine Mitautorin des Memorandums teilnahmen. Im Mittelpunkt des Bandes steht das unterschiedliche Verständnis der Lehre vom gerechten Krieg, das zu dem deutsch-amerikanischen Dissens, der einleitend nachgezeichnet wird, geführt hatte. In den Beiträgen wird für beide Seiten des Disputs – Völkerrecht hier, gerechter Krieg dort – versucht, die ihnen zugrunde liegenden Prinzipien zu modifizieren und zu ergänzen. So will die Mitautorin des Memorandums Eshtain mit dem Konzept der „equal regard“ („Gleichachtung“ grundlegender Freiheiten und politischer Abwehrrechte) eine „Brücke zur Just War Theory“ (11) schlagen. Und Schorlemer etwa bezieht Elemente der Lehre vom gerechten Krieg in den bestehenden völkerrechtlichen Rahmen ein, indem sie ein Verfahrensmodell entwickelt, mit dem die Vereinten Nationen als einzige legitime Autorität im Falle einer Blockade des Sicherheitsrates über den Einsatz militärischer Zwangsmaßnahmen befinden können. Als Ergebnis dieses Dialogs stellen die Herausgeber „auf europäischer Seite eine gewisse Öffnung [für die] Stärken des Just War-Diskurses“ (20) fest.