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Carsten Neßhöver / Augustin Berghöfer / Silke Beck

Weltranglisten als Beratungsinstrumente für Umweltpolitik. Eine Einschätzung des Environmental Performance Index

Marburg: Metropolis-Verlag 2007 (Ökologie und Wirtschaftsforschung 69); 114 S.; 16,80 €; ISBN 978-3-89518-614-1
Mit dem 2006 erstmals vorgestellten Environmental Performance Index (EPI) soll die Leistungsfähigkeit der Umweltpolitik von 133 Ländern erfasst werden. 16 Indikatoren aus sechs verschiedenen umweltpolitischen Handlungsfeldern werden zu einem Gesamtranking zusammengefasst und an politisch festgelegten Zielwerten gemessen. Wie mit allen Rankings und Indizes sollen auch mit dem EPI komplexe Sachverhalte möglichst einfach und dazu noch wissenschaftlich genau dargestellt werden. Der EPI soll für die Politik verschiedene Funktionen wie Information, Orientierung und ggf. Warnung sowie Leistungsvergleich und Erfolgskontrolle erfüllen. Er ist ein methodisch voraussetzungsvolles Unterfangen und seine Interpretation ist zum Teil mit erheblichen Problemen verbunden, schreiben die Autoren und zeigen auf, dass ein Vergleich des EPI mit anderen umweltrelevanten Indizes zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Sie fragen, ob der EPI seinen Zielen gerecht werden kann und nehmen eine inhaltliche und methodisch-konzeptionelle Analyse vor. Sie diskutieren die Aussagekraft, Gültigkeit und Zuverlässigkeit der Daten, wobei sie gesondert auf die Ergebnisse des EPI für Deutschland (Platz 22 von 133) eingehen und das Problem der internationalen Vergleichbarkeit beispielhaft erläutern. Zwar sei der EPI „gut geeignet, um das ‚große Bild’ zu entwerfen, und auf diese Weise politisch Aufmerksamkeit zu erzeugen“ (105), allerdings seien die Ergebnisse nicht eindeutig interpretierbar und ließen eine Vielzahl von Schlüssen zu. Damit seien die Glaubwürdigkeit und Aussagekraft erheblich beeinträchtigt. Für Deutschland bringe der EPI keine neuen Erkenntnisse. Die Autoren empfehlen u. a. „eine regionale Differenzierung und Kontextualisierung [...], um den Besonderheiten in den verschiedenen Regionen der Welt besser Rechnung tragen zu können.“ Darüber hinaus stellen sie einen erheblichen Bedarf darin fest, „methodische und konzeptionelle Probleme überhaupt zu benennen und die Diskussion um die Probleme [...] offen zu führen (104). Über eine solide Analyse des EPI hinaus bietet die Studie eine anregende Auseinandersetzung mit der grundsätzlichen Problematik von Rankings.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.45 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Carsten Neßhöver / Augustin Berghöfer / Silke Beck: Weltranglisten als Beratungsinstrumente für Umweltpolitik. Marburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28663-weltranglisten-als-beratungsinstrumente-fuer-umweltpolitik_33788, veröffentlicht am 26.03.2008. Buch-Nr.: 33788 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken