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Michael Stürmer

Welt ohne Weltordnung. Wer wird die Erde erben?

Hamburg: Murmann 2006; 256 S.; 22,50 €; ISBN 978-3-938017-61-6
Stürmer erkennt eine Welt, die aus dem Lot geraten ist, ganz besonders nach dem 11. September. Überall sieht er Unordnung: Militärische Allianzen verlieren ihren Zusammenhalt, ehemalige Entwicklungsländer schicken sich an, die Weltwirtschaft zu dominieren, das „alte Europa“ hat seine Stellung verloren und weltweit tätige Terrorgruppen unterminieren die Sicherheit. Der Historiker zeichnet ein düsteres Bild der Welt. Er sieht sie von vier grundlegenden Asymmetrien geprägt: erstens derjenigen zwischen den „alt gewordenen Industrien und Labors in Europa und den angriffslustigen, jungen Gesellschaften in Ost- und Südasien, China, Indien.“ (220) Das ungleichmäßige Wachstum der Menschheit führe zweitens zu ungeheuren Spannungen, wie z. B. im arabischen Raum. Die Verteilung der Erdöl- und Erdgasvorräte hält Stürmer drittens ebenso für eine prägende Konfliktursache wie schließlich die Unterteilung der Welt in nukleare Habnichtse und Atommächte. Diese Diagnose steht am Ende eines Parforceritts durch die letzten Jahrzehnte der Weltgeschichte, auf dem Stürmer zunächst die Entwicklung der Weltlage im Kalten Krieg schildert. In ihm sei besonders im letzten Jahrzehnt schon das Chaos angelegt gewesen, das sich dann entwickelt habe. „Deshalb nahm sich der Kalte Krieg stabiler aus, als er in Wirklichkeit war.“ (34 f.) Im zweiten Teil des Buches befasst sich Stürmer mit einzelnen Mächten in der ungeordneten Welt nach dem Zusammenbruch des Ost-West-Konflikts. Der dritte Abschnitt enthält dann die Frage nach der Zukunft. Stürmer sieht wenig Grund zum Optimismus: Der islamische Krisenbogen bleibe ein große Gefahr für die Welt und diese Gefahr würde noch zunehmen, wenn die USA sich als Ordnungsmacht zurückzögen. Terroristen und instabile Staaten mit Atomwaffen wie Nordkorea destabilisierten die Welt noch mehr. Wer die Welt erben wird, bleibt am Ende aber offen. Stürmer fordert einen Ausgleich zwischen Freiheit und Sicherheit: „Freiheit bedarf der Sicherheit, sonst wird sie sich selbst zerstören. Sicherheit bedarf der Freiheit, sonst wird sie zum Selbstzweck.“ (224)
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.1 | 2.61 | 2.62 | 2.64 | 2.68 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Michael Stürmer: Welt ohne Weltordnung. Hamburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26460-welt-ohne-weltordnung_30841, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 30841 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken