Aus der Perspektive der politischen Kommunikationsforschung untersuchen die Autoren das Kampagnenereignis Europawahl 2004. Dabei knüpfen sie an die einflussreiche These von den Europawahlen als Nebenwahlen oder „second-order elections“ an. In Teil I befassen sie sich mit Kampagnen, Inhalten und Effekten des Wahlkampfes in Deutschland. Sie stellen die mangelnde Professionalisierung des Europawahlkampfes sowie eine geringe Aufmerksamkeit in den Massenmedien fest. In Teil II untersuchen sie die Wahlkampagnen in anderen EU-Mitgliedstaaten (Österreich, Großbritannien, Finnland, Estland) sowie in Thüringen, wo die Europawahl mit der Landtagswahl zusammenfiel. Dabei zeigt sich, dass die Zusammenlegung mit anderen Wahlen die Aufmerksamkeit auch für die Europawahl erhöht. Hervorzuheben ist, dass in dem Sammelband nicht nur das politische Kommunikationsverhalten von Parteien thematisiert wird, sondern auch die Rolle von Massenmedien, welche durch ihre Berichterstattung für die Ausbildung des europapolitischen (Des-)Interesses sowie für die Wählermobilisierung wichtig sind. Obwohl die sechsten Wahlen zum Europäischen Parlament vor dem Hintergrund von EU-Erweiterung und Verfassung als symbolträchtig galten, setzten sich altbekannte Trends fort, z. B. die Dominanz nationaler Themen im Wahlkampf, die mangelnde Medienberichterstattung und eine weiterhin sinkende Wahlbeteiligung. Somit hat die Nebenwahlen-These immer noch Bestand. Gleichwohl sind begrenzt Innovationen festzustellen, wie etwa eine zunehmende Personalisierung des Wahlkampfes bei der FDP und bei Bündnis90/Die Grünen sowie der Einsatz des Internets als Wahlkampfmedium. Ein Manko des Sammelbandes ist, dass geschlechterpolitische Aspekte nicht berücksichtigt werden.