Mit den Themen Waffenrecht und Waffenmissbrauch in Deutschland rührt Winkelsdorf an durchaus sensible Punkte, wie sein erstes Beispiel zeigt. Er schildert den Amoklauf eines Schülers in Erfurt 2002. Daraufhin sei von der Politik versichert worden, alles Denkbare gegen dergleichen zu unternehmen. Das Zugangsalter für Waffen ist erhöht worden und dennoch folgten erneut ähnlich Fälle. Diese seien aber genau wie Erfurt zu verhindern gewesen. Lange Zeit hätten sich die Behörden geweigert, die Polizeiausbildung der Zeit anzupassen und „einige Polizeiführungen […] wollten nicht wahrhaben, dass die einzige Möglichkeit in vielen Fällen nur darin bestehen kann, den Täter aktiv anzugreifen“ (18). Aber dem Autor sind auch die Ergebnisse der Thüringischen Untersuchungskommission suspekt, die nach starker Kritik an dem Einsatz eingesetzt werden musste. In der Tat zeigt Winkelsdorf erstaunliche Ungereimtheiten auf: Der Bericht benennt den Waffentyp des Täters (Glock 17) und der Polizei (Heckler & Koch P10), verschweigt jedoch, dass die später eingetroffenen SEK-Kräfte ebenfalls das Modell Glock 17 verwendeten und verweist auch noch darauf, dass mithin alle Geschosshülsen des Modells Glock 17 der Waffe des Täters zuzuordnen seien. Aber jenseits dieser Ungereimtheiten hätte auch die zuständige Waffenrechtsbehörde im Falle des Täters versagt, der „derart häufig gegen das Waffengesetz“ (25) verstoßen habe, dass sogar die Verkäufer der Waffenhandlung sich an die Behörden wandten. Der Autor widmet sich aber auch der grundsätzlicheren Fragen eines Rechts auf Waffenbesitz im Kontext des staatlichen Gewaltmonopols. Aus Letzterem ein Waffenverbot ableiten zu wollen, so die Ansicht Winkelsdorfs, „widerspräche nicht nur den Grundrechten auf Privateigentum und auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, sondern stünde auch in Konflikt mit dem […] Notwehrrecht“ des Bürgers (71). Abschließend fordert der Autor eine Zusammenfassung von Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz sowie eine genauere Prüfung beim Zugang zur ersten Waffe.