In der deutschen Wahlforschung führt die Untersuchung der Landtagswahlen ein Schattendasein neben den Wahlen zur Bundesebene. Dabei wird ein Zusammenhang zwischen Wahlentscheidungen auf beiden Ebenen als Richtungswahl oder Denkzettel gern in der Öffentlichkeit propagiert, er erscheint auch in einem politischen Mehrebenensystem nicht völlig unwahrscheinlich. Im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „Einfluss der Bundespolitik auf Landtagswahlen“ wurde dieser Zusammenhang erstmals systematisch erforscht und ausgewertet. Die Ergebnisse liegen nun in Form der in diesem Band präsentierten 16 Länderstudien vor. Der Einfluss der Bundes- auf die Landesebene wird in der Studie auf zweierlei Art gemessen. Zunächst erfolgt die Überprüfung möglicher Zusammenhänge der Ergebnisse von aufeinander folgenden Bundes- und Landtagswahlen auf der Aggregatebene. Das Novum der Studie liegt jedoch in der sich anschließenden Messung von Zusammenhängen auf der Individualdatenebene, bei der die seit den 60er-Jahren erhobenen Umfragen zu Politikzufriedenheit und Wahlabsicht im Kontext von Landtagswahlen untersucht werden. Das Ergebnis ist keineswegs eindeutig, sondern variiert von Bundesland zu Bundesland. In Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern ist der bundespolitische Einfluss deutlich stärker als die Bedeutung von Landesfaktoren, in Bremen, Hessen und Sachsen hingegen wirken bundespolitische Faktoren nur gering. Relativiert werden die Ergebnisse jedoch durch die Wirkung der Parteiidentifikation, die sich einer Zuordnung zur Bundes- oder Landesebene entzieht.