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Ulrike Hanssen-Decker

Von Madrid nach Göteborg. Schweden und der EU-Beitritt Estlands, Lettlands und Litauens, 1995-2001

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2008 (Kieler Werkstücke, Reihe B: Beiträge zur nordischen und baltischen Geschichte 5); X, 278 S.; brosch., 51,50 €; ISBN 978-3-631-57523-9
Politikwiss. Diss. Kiel; Gutachter: H. Rebas, O. Mörke. – Der EU-Beitritt Estlands, Lettlands und Litauens am 1. Mai 2004 war für die Autorin der Anlass für eine Untersuchung der EU-Politik Schwedens. Sie verweist darauf, dass die EU in Schweden traditionell als außerhalb der nationalen Grenzend liegend wahrgenommen würde und die Angst vor dem Verlust der nationalen Souveränität in Schweden stark ausgeprägt sei. Hinzu komme ein Überlegenheitsgefühl bezüglich schwedischer Errungenschaften wie dem weit entwickelten Wohlfahrtsstaat sowie hohen Standards im Bereich der Umweltpolitik und der Gleichberechtigung. Zudem fehle der sozialdemokratischen Regierung eine europäische Vision. Die schwedische Haltung zur EU wäre deshalb ausschließlich am eigenen Nutzen orientiert. Dieser resultiere aus Schwedens außen- und sicherheitspolitischer Orientierung, seinen innenpolitischen Interessen sowie seiner Identität. Die Autorin untersucht den Einfluss dieser Faktoren auf die Haltung der schwedischen Regierung zum EU-Beitritt der baltischen Staaten. Damit möchte sie zu einem vertieften Verständnis der Zeitgeschichte des Ostseeraums und der EU-Politik beitragen. Das Handeln der schwedischen Regierung wird aus verschiedenen Kontexten heraus analysiert. Ein Ergebnis der Studie ist, dass Schweden den EU-Erweiterungsprozess im Hinblick auf die baltischen Staaten aktiv vorantrieb und die EU-Osterweiterung als sicherheitspolitischen Prozess definierte. So setzte sich Schweden für den NATO-Beitritt der baltischen Staaten ein und unterbreitete Vorschläge für eine EU-Russlandpolitik, welche sich später in der Russlandstrategie der EU manifestierten. Damit gelang es Schweden, im Zuge seiner EU-Ratspräsidentschaft eigene Sicherheitsinteressen zu verwirklichen. Darüber hinaus wurden auf EU-Ebene die auch für die schwedische Innenpolitik interessanten Politikfelder Beschäftigung und Umweltschutz stärker betont.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 3.7 | 2.61 | 4.22 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Ulrike Hanssen-Decker: Von Madrid nach Göteborg. Frankfurt a. M. u. a.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29366-von-madrid-nach-goeteborg_34741, veröffentlicht am 28.10.2008. Buch-Nr.: 34741 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken