Verborgenes Afrika. Alltag jenseits von Klischees
„Afrika, der Pflegefall, Afrika der hungernde und von Katastrophen heimgesuchte Kontinent. Hungerbäuche, Kindersoldaten […]“ (7). Diese Klischees mithilfe von Einblicken in den tatsächlichen afrikanischen Alltag zu entzaubern nehmen sich die beiden Autoren vor – und das gelingt ihnen. Zum Beispiel herrsche in neunzig Prozent der Länder Afrikas Frieden, in der westlichen Welt aber werde Afrika als ein von Bürgerkriegen zerrissener Kontinent beschrieben, schreiben Gronemeyer und Rompel. Auch berichteten die Massenmedien nur, wie Afrikaner sterben, und nicht, wie sie leben. Im „verborgenen, bunten kraftvollen Afrika“ finden die beiden Autoren aber, was dem Westen immer mehr abhanden zu kommen scheint: Eine Kraft, die sich „aus der Familie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft, der Subsistenz speist“ (17). Die Verfasser vergleichen den Familienverbund, der in Afrika noch funktioniere und in dem einer dem anderen helfe, mit unserer Gesellschaft, in der Alte in eine Pflegestufe eingeteilt würden, in der es nicht nach deren Bedürfnissen, sondern darum ginge, was „modultechnisch vorgesehen ist" (51). Neben dem Leid, das auch von den beiden Autoren nicht negiert wird, zeigt sich also ein viel größeres Bild; die Verfasser möchten die Augen öffnen für einen von der Natur begnadeten Kontinent, der seine Bewohner ernährt, ob sie in der Wüste oder im Urwald leben, für Menschen, die von dem leben, was sie herstellen, anbauen und ernten. Die Publikation ist kein politikwissenschaftliches Buch. Es ist ein irritierender Text Engagierter, der dazu ermuntert, die Sichtweise über die westliche und die afrikanische Welt einmal zu vertauschen – mit verstörenden Einsichten! Man könnte den Autoren vorwerfen, Afrika zu romantisch darzustellen, zu wenig auf die tatsächlich vorhandenen politischen Konflikte, auf Korruption usw. einzugehen. Aber gerade dies wollen sie anderen Autoren überlassen.