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Roberto Dominguez (Hrsg.)

The OSCE: Soft Security for a Hard World. Competing Theories for Understanding the OSCE

Brüssel u. a.: Peter Lang 2014 (Euroclio 76); 193 S.; brosch., 42,80 €; ISBN 978-3-0352-6388-6
Die OSZE zählt zu den Akteuren, die nur im Kontext einer Krisensituation (aktuell: die Ukraine) wahrgenommen werden. Dabei hat sie einen erheblichen Anteil an der friedlichen Transformation in Europa zu Beginn der 1990er‑Jahre, in der sie sich endgültig – wenn auch im Verbund mit der Europäischen Union und der NATO – als Anbieter von sogenannter Soft Security etablieren konnte. Während die Helsinki‑Schlussakte und die Charta von Paris noch Akzente setzten, ist es seit 2010 merklich still geworden um die OSZE. Die verfügbare Literatur behandelt sie im Regelfall im Kontext einer der Beobachtermissionen oder als Institution – eine theoretische Fundierung fehlt bislang auf dem deutschen Markt. In diese Lücke stößt Roberto Dominguez, der nach seiner Promotion an der Universität von Miami nun als Jean‑Monnet‑Fellow an der Universität von Suffolk tätig ist. Durch eigenes Schrifttum zum internationalen Sicherheitsdiskurs ausgewiesen, versammelt Dominguez in diesem Band, der im EUROCLIO‑Netzwerk (European Association of History Educators) verankert ist, eine Reihe von Experten, die sich der OSZE aus verschiedenen theoretischen Blickwinkeln nähern, die dem Realismus, dem Institutionalismus, dem Sozialen Konstruktivismus, dem Post‑Strukturalismus und der Kopenhagener Schule gewidmet sind. Benjamin Zyla extrahiert in seinem Beitrag aus diesen Zutaten sodann den für die OSZE so charakteristischen Soft‑Security‑Ansatz. Gerade weil die Beiträge allesamt mehr als lesenswert sind und in der Gesamtschau eine echte Bereicherung darstellen, was die Sichtweise auf die OSZE und auf vergleichbare Netzwerke angeht, so bleibt die Frage, warum der deutschsprachige Markt so etwas bislang nicht vorhält. Dominguez sieht in der heutigen OSZE interessante Entwicklungsstränge angelegt, die sich gegenseitig ergänzen: Als paneuropäisches Projekt ist die OSZE, interne Reformen vorausgesetzt, bestens für die multipolare Weltordnung des 21. Jahrhunderts geeignet – nicht weil sie den Krieg relativiert, sondern weil sie auf Verhandlungen und den Konsens setzt, sofern – und das bleibt das Problem – das im Interesse der Mitglieder liegt.
Martin Schwarz (MAS)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie (ISP) an der Universität Vechta.
Rubrizierung: 4.34.12.614.2 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Roberto Dominguez (Hrsg.): The OSCE: Soft Security for a Hard World. Brüssel u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37284-the-osce-soft-security-for-a-hard-world_45814, veröffentlicht am 10.07.2014. Buch-Nr.: 45814 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken