Schmid beschäftigt sich mit dem Problem des Relativismus in westlichen Gesellschaften. Die Großen Erzählungen stecken in der Krise. Damit sei aber auch das gesamte Projekt des Okzidents gefährdet, denn lange Zeit habe der Westen sein Wertfundament, seine Identität, ja seine Daseinsberechtigung über gemeinsame Narrative konstruiert. Unter diesen Erzählungen versteht Schmid von vielen Menschen geteilte Repräsentationen sozialer Verhältnisse und historischer Ereignisse. Zwischen Narration und Realität habe immer ein gewisser Zusammenhang bestanden, der den Narrationen Gültigkeit, zumindest aber Überzeugungskraft verliehen habe. „Even when and where that Master Narrative became speculative, it was never pure invention; there was a correspondence of valid actuality and what one had to say about it. This adroitness has got lost; the sub-narratives, and hence the Narrative itself are out of joint. Incontestable disparities between pretensions and reality have become insurmountable, that is to say, not ‚recoverable’ by even the most elaborate narrative.“ (14) Wie diese Krise der Erzählungen mit dem moralischen Zerfall des Westens zusammenhänge, erörtert Schmid in acht längeren Kapiteln, in denen er mal nüchtern-rational, mal scharf-polemisch scheinbar triviale kulturelle und soziale Praktiken westlicher Demokratien unter die Lupe nimmt, in der Hoffnung, zwischen den Trümmern der Dekonstruktion und des Anything Goes auf der einen Seite sowie den religiös fundamentalistischen Scheinalternativen von creationism und intelligent design auf der anderen noch ein paar Versatzstücke zu finden, aus denen ein neuer tragfähiger Diskurs des Westens entstehen könnte.