Ist die EU ein globaler Akteur? Das dürfte kaum noch umstritten sein. Die Frage ist eher, in welchen Arenen der internationalen Politik die Union mit welchem Gewicht auftritt. Dass es Unterschiede zwischen der Rolle der EU in der Außenhandelspolitik einerseits und der Sicherheitspolitik andererseits gibt, zeigt dieser Band. Zugleich wird die Frage nach der Strahlkraft des europäischen Modells gestellt – handelt es sich beim europäischen Sozialstaat und der Werteordnung der EU um exportfähige Produkte? Der Band versammelt zu diesen Fragen Beiträge einer Konferenz in Wien vom November 2005, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Renner Institut und der Wiardi-Beckmann-Stiftung veranstaltet wurde und die sich der Frage nach der sozialdemokratischen Perspektive einer globalen Politik der EU stellte. Einleitenden Beiträgen des SPÖ-Vorsitzenden Gusenbauer und des SPD-Vordenkers und Politikwissenschaftlers Meyer folgen Analysen zu vier Schwerpunktthemen, die überwiegend von Sozialwissenschaftlern, zum Teil aber auch von politischen Praktikern vorgelegt werden. Im ersten Teil wird die ökonomische Rolle der EU in einer globalisierten Wirtschaft diskutiert. Collignon unterstreicht in diesem Kontext seine Ansicht, ein verfassungspolitischer Sprung sei nötig, um die ökonomische Schwäche der EU zu beseitigen. Im zweiten Teil, der den Aussichten für ein europäisches Sozialmodell gewidmet ist, beleuchtet Merkel die unterschiedlichen Pfade, mit denen sozialdemokratische Regierungen auf die Wirtschaftskrise der 1990er Jahre reagiert haben. Inwiefern die EU als eine „Wertegemeinschaft“ verstanden werden kann, wird im dritten Teil untersucht, bevor im vierten Teil mit den transatlantischen Beziehungen ein zentrales Problemfeld der EU-Sicherheitspolitik im Mittelpunkt steht.