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Jürgen Gerhards / Mike S. Schäfer / Ishtar Al-Jabiri / Juliane Seifert

Terrorismus im Fernsehen. Formate, Inhalte und Emotionen in westlichen und arabischen Sendern

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 260 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18162-2
Die Berichterstattung über terroristische Anschläge steht ganz oben auf der Agenda der Massenmedien. Durch die Auswahl und Präsentation der Informationen über einen Anschlag geben sie häufig schon eine Interpretation der Ereignisse vor. Der massenmedialen Konstruktion des Terrorismus kommt nach Auffassung der Autoren deshalb eine hohe gesellschaftliche Relevanz zu – Gerhards et al. sprechen von der Schaffung eines Deutungsrahmens. Sie analysieren die Konstruktion des Themas Terrorismus in den Hauptnachrichten von CNN, Al Jazeera, BBC, ARD und RTL. Dies geschieht am Beispiel der Anschläge von Madrid, London, Sharm El-Sheikh und Amman. Die Autoren beleuchten die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Berichterstattung im Westen und der arabischen Welt auch mit Blick auf unterschiedliche Formen der Medien-Finanzierung. Sie stellen fest, dass die grundlegenden Informationen unter Verwendung ähnlicher Bilder überall bereitgestellt werden. So bestehe auf den ersten Blick eine große Ähnlichkeit in der Berichterstattung. Auch verurteilten die untersuchten Sender den Terrorismus verbal gleichermaßen. Gravierende Unterschiede sehen die Autoren allerdings in Bezug auf den von den Sendern verwandten Deutungsrahmen. Die Autoren belegen, dass CNN und Al Jazeera sowie BBC und ARD jeweils auf ähnliche Konzepte zurückgreifen, während der Privatsender RTL eine Mittelposition einnimmt. So interpretierten Al Jazeera und CNN die Anschläge mithilfe des Deutungsrahmens „War on Terror“ (228), also als Manifestation eines weltpolitischen Konfliktes. Im Gegensatz dazu bewerteten BBC und ARD die Anschläge in einem kriminellen Deutungskontext. Dabei bezogen sie sich nicht auf die allgemeine Konfrontation zwischen Regierungen und dem internationalen Terrorismus, sondern konzentrierten sich auf die konkrete Darstellung von Opfern und Tätern. Die allgemeine Bewertung der Anschläge erfolgte dann innerhalb des Deutungsrahmens „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ (230).
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 2.63 | 2.64 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Jürgen Gerhards / Mike S. Schäfer / Ishtar Al-Jabiri / Juliane Seifert: Terrorismus im Fernsehen. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34302-terrorismus-im-fernsehen_41171, veröffentlicht am 24.11.2011. Buch-Nr.: 41171 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken