Diss. FU Berlin. - In einer die Affinität betonenden vergleichenden Analyse der kritischen Zeitdiagnosen von Anders und Baudrillard führt der Autor den Nachweis, daß die fortgesetzte Steigerung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts über die Totalität der Mediatisierung aller Lebensbereiche einer Logik unaufhaltsamer Abstraktion vom Materiellen folgt. Bei bereichsspezifischen Analysen etwa neuer Kommunikationsmedien (Bild - Fernsehen - digitale Information) oder industrieller Arbeit kommt die neue Situation lediglich negativ als Erfahrungs- und Wirklichkeitsverlust in den Blick. Dabei muß der sokratische Impetus einer Selbstaneignung des Menschen (etwa im Hinblick auf seine eventuelle gentechnische [Re]Produzierbarkeit) unberücksichtigt bleiben. Die Auflösung von Welt und Mensch als in erster Linie raum-zeitlich statisches Gefüge und die Ablösung durch ein technisches Weltverständnis des Menschen läßt den Autor die Frage nach den Auswirkungen auf die Ich-Identität und die der Möglichkeit von Anthropologie stellen. Das Buch konstatiert in klarer Sprache und übersichtlichem Aufbau den Verlust eines rettenden Ankers und die Auflösungstendenzen vertrauter Strukturen eines Lebens in Differenzen. Inhaltsübersicht: 1. Abstrakte Kommunikation und digitale Gesellschaft. Zur Metamorphose der Welt und des Menschen durch Massenmedien; 2. Von der Produktion zur Reproduktion: Mediokratie und Entsubstantialisierung der Arbeit; 3. Das Schicksal des Individuums in einer entmaterialisierten Welt; 4. Das "prometheische Gefälle" (Günther Anders) als Signatur des technischen Zeitalters; 5. Technokratie als universeller Simulationszusammenhang (Jean Baudrillard); 6. Die geschichtsphilosophischen Diagnosen vom "Ende der Geschichte" bei Günther Anders und Jean Baudrillard; Resümee: Das Projekt der Technisierung als Entmaterialisierung. Günther Anders und Jean Baudrillard im abschließenden Vergleich.