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Hans Jürgen Krysmanski

0,1 Prozent. Das Imperium der Milliardäre

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2012; 288 S.; hardc., 19,99 €; ISBN 978-3-86489-023-9
Das Magazin „Forbes“ veröffentlicht jedes Jahr eine Liste der reichsten Personen auf dieser Erde. Hans Jürgen Krysmanski nimmt diese Veröffentlichung zum Anlass, um nach dem Ansehen und der Funktion dieser – wie Ralf Dahrendorf es formulierte – reichen „globalen Eliten“ zu fragen. Eine genaue statistische Erfassung der sogenannten Superreichen sei schwierig, in den USA würden beispielsweise Personen mit einem Einkommen von über 300.000 Dollar in den relevanten Statistiken nicht erfasst. Ähnliches gelte für deutsche Statistiken, Grundbesitz werde nicht in die Gesamtvermögensrechnung aufgenommen. Krysmanski quantifiziert nun die Anzahl der Milliardäre, die den größten Teil des Weltkapitals auf sich vereinen, auf ca. 0,1 Prozent der Weltbevölkerung. In einem Atemzug verweist er dabei auf die politischen Schwierigkeiten, die durch die Anhäufung solch großen Reichtums entstehen. Dazu gehöre zum Beispiel die Übernahme von hoheitsstaatlichen Aufgaben durch privat finanzierte Stiftungen oder Think Tanks. Anhand des Beispiels eines russischen Oligarchen weist er auch auf den Hang der Politik hin, große Vermögen und Investitionen bevorzugt und damit undemokratisch zu behandeln. So entsteht ein vielschichtiges Bild von der Rolle großer Vermögen in der Gesellschaft, das Krysmanski mit den Begrifflichkeiten des Historischen Materialismus fassbar und damit veränderbar machen möchte. Internationale Finanzen, Eigentumsrechte und Wissen müssten von der Macht einiger weniger frei gemacht werden und die Politik das Handeln wieder am Interesse der gesellschaftlichen Mehrheit ausrichten. Der Autor lässt offen, ob Milliardäre wirklich die Kriterien einer gemeinsamen Klasse erfüllen und ob weitere Merkmale über den persönlichen Besitz hinaus vorhanden sind, um überhaupt eine Klasse konstruieren zu können. Der Autor reiht in diesem Band aber eine Vielzahl von interessanten Beobachtungen und Gesprächen zum Thema Reiche und Reichtum unterhaltsam und anekdotisch aneinander.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.24 | 2.22 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Hans Jürgen Krysmanski: 0,1 Prozent. Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35614-01-prozent_42978, veröffentlicht am 24.01.2013. Buch-Nr.: 42978 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken