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Dirk Asendorpf

Südafrikas politische Kultur im Übergang. Neun Fallstudien zum Wechselverhältnis von politischer Kultur und Entscheidungsfindung in Umtata

Hamburg: Deutsches Übersee-Institut 2001 (Hamburger Beiträge zur Afrika-Kunde 68); 343 S.; 20,- €; ISBN 3-928049-80-1
Diss. Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften der Universität Leipzig; Gutachter: R. Kappel, U. Engel, S. Schmidt. - Südafrika galt im Zeitraum zwischen der ersten demokratischen Wahl 1994 und der zweiten Wahl 1999 als Übergangsgesellschaft, in der die Organisation des Staates auf allen Ebenen an die neuen Bedingungen und Werte anzupassen war. Im gesellschaftlichen Alltag haben sich demokratische Überzeugungen und Entscheidungsprozesse jedoch wenig durchsetzen können. Am Beispiel der Stadt Umtata in der Transkei fragt der Autor nach der Rolle der politischen Kultur bei diesem Übergang und arbeitet zunächst die politischen, ökonomischen und kulturellen Einflüsse heraus. Im Rahmen seines zweieinhalbjährigen Aufenthalts in Umtata hat er eine Fülle an empirischem Material zusammengetragen, womit er sodann anhand von neun verschiedenen Fallbeispielen das Wechselverhältnis von politischer Kultur und Entscheidungsfindung facettenreich beschreibt und nach den Ursachen dafür sucht, warum in Umtata fast nichts so funktioniert, wie es die neuen rechtlichen und ordnungspolitischen Strukturen vorsehen. "Politische Kultur ist hier nicht treibende Kraft, sondern beharrendes Moment im Transformationsprozess. Zwar hat sie die Einführung neuer demokratischer Spielregeln weder verhindert noch verzögert. Dafür prägt sie umso mehr deren Funktionsweise und entscheidet damit über Erfolg oder Misserfolg der demokratischen Strukturen." (315) Asendorpf ist Sozialwissenschaftler und Journalist; beide Rollen spiegeln sich in der Fragestellung, in der Methodik und im Stil der Studie wider. So finden sich neben wissenschaftlichen Analysen reportageähnliche Beschreibungen, die insgesamt eine gut strukturierte, nachvollziehbare und äußerst anregende Arbeit hervorgebracht haben. Aus dem Inhalt: Teil I: 2. Zur Theorie des politischen Übergangs in Afrika. Teil III: 7. Beerdigung, Kirche, Chormusik - Tradition im öffentlichen Leben; 8. Wenn Experten planen - der Integrated Development Plan; 9. Bezahlt wird nicht - die Kultur des Gebührenboykotts; 10. Dies Land ist unser Land - Besetzungen und Wohnungsbau; 11. Taxi-Krieg - Die Vergewaltigung des öffentlichen Personenverkehrs; 12. In der Warteschlange - Dienstleistungen als Mangelware; 13. Vom Tornado zerstört - der Streit nach der Katastrophe; 14. Eigenleben im Elfenbeinturm - die University of Transkei; 15. Menschen und Medien - woher Umtata weiß, was los ist.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.23 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Dirk Asendorpf: Südafrikas politische Kultur im Übergang. Hamburg: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/18348-suedafrikas-politische-kultur-im-uebergang_21243, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21243 Rezension drucken