Wagschal untersucht die wesentlichen Bestimmungsgründe für Steuerpolitik und Steuerreformen und setzt dabei auf eine Mischung aus quantitativen Analysetechniken und qualitativen Fallstudien. Er betrachtet die Besteuerung zwar im internationalen Vergleich, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Deutschland. Nach einer Übersicht über die Steuersysteme in 21 OECD-Ländern anhand ausgewählter Indikatoren, je nach Datenlage ergänzt um Luxemburg und Island, werden die wichtigsten Vorschläge für eine Reform des deutschen Steuersystems vorgestellt. Auf der Basis des Vetospieler-Ansatzes von Tsebelis analysiert Wagschal, inwieweit verschiedene Institutionen (zweite Kammern, Notenbanken, Verfassungsgerichtsbarkeit, direktdemokratische Institutionen, föderale Gliederung sowie die europäische Ebene) die Steuer(reform)politik beeinflussen. Anhand verschiedener Indizes und ergänzt um Beispielfälle formuliert er jeweils Aussagen darüber, in welcher Richtung und Intensität sich diese Vetospieler auswirken. In einem weiteren Schritt prüft Wagschal, welchen Einfluss die Ausprägung des Parteiensystems und die parteipolitische Ausrichtung von Regierungen auf die Steuerpolitik haben. Der Autor kann mit seiner Analyse keinen signifikanten Erklärungswert der Parteiendifferenzhypothese feststellen. Die Prüfung weiterer Hypothesen anhand der empirischen Daten ergibt, dass sozialökonomische Krisen einen hohen Einfluss auf die Steuerpolitik haben, während die Bedeutung der Globalisierung geringer ist als häufig angenommen.