Geschichtswiss. Habilitationsschrift München. – Die Ukraine gehört zu den osteuropäischen Nationen, die unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges besonders zu leiden hatten. In der unmittelbaren Nachkriegszeit begann das stalinistische Regime der Sowjetunion mit der erneuten Etablierung seines Herrschaftssystems. Gegenüber der ersten, wesentlich auf Terror beruhenden Durchsetzung des Stalinismus – erinnert sei an die Hungerkatastrophe 1932/33 – erfolgte die Wiederherstellung des sowjetischen Herrschaftssystems „subtiler“, was allerdings Massendeportationen, geheimdienstliche Terroraktionen und den blutigen Kampf gegen den nationalukrainischen Widerstand einschloss. Boeckhs Studie geht vor allem der Frage nach, mit welchen Methoden sich das Stalin'sche Regime nach 1944 wieder etablieren konnte. Die Kontinuität und Flexibilität des politischen Systems wird dargestellt anhand der Wiedererrichtung der sowjetischen Partei- und Verwaltungsstrukturen sowie des staatlichen Kontroll- und Überwachungssystems über die Bevölkerung und die Partei, der propagandistischen Infiltration und Aufbauarbeit, der Erinnerungspolitik bezüglich des Krieges, der sowjetischen Nationalitätenpolitik gegenüber Ukrainern und in der Ukraine lebenden Minderheiten sowie schließlich anhand der Behandlung von Frauen, Kriegswaisen, Kirchen und Religionsgemeinschaften als gesellschaftliche Gruppen. Die Arbeit basiert auf bisher teils unzugänglichen Materialien aus ukrainischen Staats- und Parteiarchiven. Ein ausführliches Personen- und Ortsregister erleichtert den Zugriff auf diese detailreiche Darstellung der ukrainischen Nachkriegsgeschichte.