Dorscheid gibt einen Überblick über die historischen Veränderungen der Kunstförderung in den Niederlanden und erörtert die mit den aktuellen Strukturen verbundenen Probleme. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es über viele Jahrzehnte eine breite Förderung von Künstlern, die – unabhängig von der Qualität und der Verkäuflichkeit ihrer Arbeiten – staatliche Unterstützung erhielten und im Gegenzug Werke an den Staat lieferten. Im Ergebnis habe dieses Vorgehen zu einem bis heute spürbaren Überangebot an Kunstwerken einerseits und zu einem nur schwach entwickelten Kunstmarkt mit nur wenigen großen Sammlern und Galerien andererseits geführt, so die Autorin. Zudem sei die Qualität der Werke bis heute oft nur durchschnittlich, da die Auseinandersetzung mit den Anforderungen des Marktes und den internationalen Tendenzen fehle. Diese Probleme hätten mit zu dem Anfang der 90er-Jahre eingeleiteten Paradigmenwechsel der Kunstförderung geführt. Seither würden nur solche Kunstwerke bzw. Projekte gefördert, die den jeweiligen Politikvorgaben entsprechen. Da allerdings der größte Teil der Künstler durch dieses Förderraster falle, sei parallel wieder eine gewisse Grundsicherung für bildende Künstler eingeführt worden. Hintergrund dieses im europäischen Vergleich starken staatlichen Eingriffs in die Inhalte der Kunst sei die kulturelle Tradition des Landes, so die Autorin weiter. Traditionell würden in den Niederlanden die gesellschaftlich-politischen Funktionen der Kunst höher bewertet als ihre Autonomie. Dies spiegele sich auch in einer schwächeren Verankerung der Kunstautonomie in der Verfassung wider. Das niederländische Modell sei deshalb kaum als Vorbild für die Umstrukturierung der Kunstförderung in anderen Ländern geeignet.