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Andreas Sommeregger

Soft Power und Religion. Der Heilige Stuhl in den internationalen Beziehungen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 328 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-531-18421-0
Politikwiss. Diss. Köln; Begutachtung: T. Jäger, M. Zimmer. – Welche Ressourcen kann der Papst – als Oberhaupt der Vatikanstadt als Staat und der katholischen Kirche als Religionsgemeinschaft – bei der Umsetzung seiner normativen Vorstellungen in konkrete Politik einsetzen? Zur Beantwortung dieser innovativen Frage wendet der Autor das Soft-Power-Konzept von Joseph S. Nye an, wonach Macht nicht nur auf militärischer Gewalt, einer großen Bevölkerungszahl oder ökonomischer Stärke als harten Faktoren in der internationalen Politik (IP) beruht. Relevant seien auch die Attraktivität der Kultur, Werte und Ideen sowie eine positive öffentliche Meinung der Staatengemeinschaft. Die katholische Kirche ist nach Sommeregger als älteste formalisierte und hierarchische Großinstitution der Welt ein prädestinierter Untersuchungsgegenstand, weil sie stets auf die Kooperationsbereitschaft der Partner (Politiker, Journalisten, Gläubige) angewiesen sei. Als Thesen werden formuliert, dass der Heilige Stuhl Soft Power besitzt, der einzige IP-Akteur ist, der als Regierungsakteur und NGO gleichermaßen auftritt sowie überdies als moralische Instanz der Welt agieren kann, weil sein Engagement nicht nur den Katholiken gilt. Sommeregger entwirft eine aus 41 Instrumenten bestehende Soft-Power-Checkliste, die er zu sechs Leistungsrubriken zusammenfasst (u. a. intellektuelle Leistungen, Auftreten der Regierung, Eigen- und Fremdwahrnehmung eines Landes, Agenda Setting). Diese Analyseheuristik wendet er in Fallbeispielen an, untersucht dabei nicht nur die Rolle des Heiligen Stuhles in drei Konfliktszenarien (Kooperation mit der polnischen Gewerkschaft Solidarność, Kampf gegen Abtreibung, Irakkrieg 2003), sondern vergleicht diesen auch mit weiteren Akteuren der internationalen Politik (USA, UNO, NGOs). Im Fazit konstatiert der Autor das zutage geförderte immense Soft-Power-Potenzial des Heiligen Stuhles, der zwar die Vorteile der Staatlichkeit genieße, als Kuriosum der Staatenwelt nicht aber deren Lasten tragen müsse. Jedoch seien die (politischen und Soft Power-) Gestaltungsspielräume des Papstes, der von der Umwelt eine durch Tradition legitimierte Privilegierung erfahre, – wie der Irakkrieg gezeigt habe – begrenzt.
Ulrich Heisterkamp (HEI)
Politikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 4.22 | 4.1 | 2.61 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Andreas Sommeregger: Soft Power und Religion. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34572-soft-power-und-religion_41531, veröffentlicht am 27.01.2012. Buch-Nr.: 41531 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken