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Bodo Hombach (Hrsg.)

Skandal-Politik! Politik-Skandal! Wie politische Skandale entstehen, wie sie ablaufen und was sie bewirken.

Marburg: Tectum Verlag 2012 (Bonner Vorträge und Diskurse 2); 184 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8288-3077-6
In den vergangenen Jahren wurden in der Bundesrepublik eine Reihe kleinerer Affären öffentlich gemacht, wie beispielsweise die Liebesbeziehung des schleswig‑holsteinischen CDU‑Politikers Christian von Boettichers mit einer Minderjährigen, die Beschäftigung engster Familienangehöriger durch bayerische Landtagsabgeordnete oder das uneheliche Kind des CSU‑Politikers und damaligen Bundeslandwirtschaftsministers Horst Seehofer. Aber auch große Skandale wurden in der Öffentlichkeit diskutiert, wie etwa die flächendeckende Speicherung persönlicher Daten durch ausländische Geheimdienste, das Plagiieren bei wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten durch Bundesminister_innen, das strukturelle Versagen von Behörden im Fall des Nationalsozialistischen Untergrundes oder die Kredite von Unternehmer_innen an den CDU‑Politiker und damaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen Christian Wulff. In dem Sammelband wird vor diesem Hintergrund zunächst definiert, was unter dem Begriff Skandal zu verstehen ist und welche Ereignisse in der Bundesrepublik zu einem politischen Skandal geworden sind. Im historischen Rückgriff wird außerdem beispielhaft gezeigt, welche Skandale die Öffentlichkeit der Frühen Neuzeit erschütterten. Hier sei insbesondere auf den Beitrag von Samira Akbarian, Manuel Becker, Julia Reuschenbach und Hannah Schepers verwiesen. Anhand von Quellenrecherchen in der Herzog‑August‑Bibliothek in Wolfenbüttel berichten sie über die nicht unumstrittene Selbstinszenierung von und die Berichterstattung über Christina von Schweden, über die Enthauptung Karls I., über den Prager Fenstersturz und die dann einsetzende Mythen‑ und Legendenbildung sowie über das öffentliche Aufbegehren einer Gruppe von Katholiken im Gunpowder Plot. Neben diesem historischen Exkurs, mit dem deutlich wird, dass politische Skandale keineswegs nur ein Phänomen der Gegenwart und damit der Massenmedien sind, kommen auch Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen zu Wort, die beruflich oder persönlich mit dem Thema Skandal konfrontiert sind. Beispielhaft sei auf den Beitrag des Redakteurs der Süddeutschen Zeitung Hans Leyendecker verwiesen, der vor dem Hintergrund der ökonomischen Zwänge von Medien konstatiert: „Zu beklagen ist die Vermischung von Journalismus und PR, zu beklagen ist die Verquickung von Journalismus und Wirtschaft. Die Tatsache also, dass sich immer mehr Journalisten zu Büchsenspannern und Handlangern von Lobbyisten machen lassen.“ (48)
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.333 | 2.35 | 2.321 | 2.323 | 2.37 | 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Bodo Hombach (Hrsg.): Skandal-Politik! Politik-Skandal! Marburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36226-skandal-politik-politik-skandal_44195, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 44195 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken