Sicherheitspolitik im Südkaukasus. Zwischen "balancing", Demokratisierung und zögerlicher Regimebildung
Politikwiss. Diss. Innsbruck; Gutachter: G. Mangott. – Der russisch-georgische Krieg im Sommer 2008 hat den Blick der internationalen Öffentlichkeit auf die scheinbar „eingefrorenen“ Konflikte des Kaukasus und damit auf die sicherheitspolitischen Beziehungen dieser Region gelenkt. Dabei hat es sich einerseits um einen begrenzten Regionalkonflikt gehandelt, der aber andererseits sehr schnell Implikationen für das internationale System hatte bzw. auf dieses übergesprungen ist. Die jüngere angelsächsische Forschung zu regionalen Sicherheitskomplexen um Barry Buzan und Ole Waever hat die Bedeutung der analytischen Ebene der „Region“ zwischen dem Nationalstaat und dem internationalen System längst herausgearbeitet, sie ist aber im deutschen Sprachraum kaum rezipiert worden. Um so willkommener ist das Vorhaben dieser Arbeit, die sicherheitspolitischen Dynamiken im Südkaukasus theoriegeleitet zu analysieren. Mit Hilfe der „Regional Security Complex Theory“ zeigt der Autor plausibel auf, dass es sich beim Südkaukasus um einen subregionalen Sicherheitskomplex innerhalb des post-sowjetischen Raums handelt. Dieser ist durch das Dominanzstreben Russlands, die engen wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen sowie die für den Südkaukasus typischen Konfliktstrukturen gekennzeichnet. Eder analysiert die Bedrohungswahrnehmungen Georgiens, Armeniens und Aserbaidschans mithilfe des „Securitization“-Ansatzes und zeigt auf, dass diese drei Staaten einerseits Russland, andererseits jedoch den jeweils anderen als Bedrohung wahrnehmen und entsprechend darauf reagieren. Dabei stellt sich heraus, dass neorealistische Handlungsmuster dominieren und eine Regimebildung nur unzureichend stattfindet. Zwar werden externe Akteure, z. B. die USA oder die Europäische Union, von den Staaten der Region für ihre politischen Zwecke gerne genutzt, deren Steuerungsvermögen bleibt letztlich aber sehr begrenzt.