Krämer betrachtet zunächst die historische Entwicklung des Verhältnisses Rußlands und der Ukraine, da er diesem und insbesondere den wechselseitigen Wahrnehmungsmustern eine bedeutende Rolle für die Erklärung der aktuellen Beziehungen zumißt. Bevor der Autor konkrete Konfliktfelder analysiert, entwickelt er die Ausgangslage der Entwicklung der rußländisch-ukrainischen Beziehungen nach dem Zerfall der Sowjetunion. Ein wichtiger Einflußfaktor der wechselseitigen Außenpolitik ist dem Ergebnis der Studie zufolge, daß in der Rußländischen Föderation der Zerfall der Sowjetunion überwiegend als Verlust gesehen wird und eine selbständige Existenz der Ukraine als Staat nicht allgemein akzeptiert ist. Daher und aufgrund einer Reihe anderer Faktoren - wie rußländischer Interessendurchsetzung in der GUS, innenpolitische Instabilität in Rußland - werde das rußländisch-ukrainische Verhältnis auch bei fortschreitender Demokratisierung in Rußland problembelastet bleiben, auch wenn eine erhebliche Verbesserung zu beobachten ist, wie der Autor in seiner Aktualisierung schreibt. Inhalt: II. Rußland und die Ukraine - Geschichte als Erblast; III. Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der rußländischen Politik gegenüber der Ukraine: 1. Die Rolle Rußlands und der Ukraine beim Zerfall der Sowjetunion; 2. Grundlegende Paradigmata außenpolitischen Denkens im postsowjetischen Rußland; 3. Rußlands Verständnis der GUS und der eigenen Rolle im "Nahen Ausland"; 4. Innenpolitische Voraussetzungen der rußländischen Außenpolitik. IV. Problemfelder: 1. Die russische Minderheit in der Ukraine und die Frage der Grenzen; 2. Die Krim-Problematik; 3. Der Konflikt um die Schwarzmeerflotte; 4. Das nukleare Erbe der Sowjetunion und andere militärpolitische Fragen; 5. Ökonomische Aspekte der rußländischen Ukraine-Politik. V. Fazit und Ausblick. Update Sommer 1996.